Klaus Manns Roman „Symphonie Pathétique: Ein Tschaikowsky-Roman“ zeichnet ein fesselndes und intimes Porträt des Komponisten Peter Iljitsch Tschaikowsky im Russland des späten 19. Jahrhunderts. Durch lebendige Beschreibungen und in herzzerreißenden menschlichen Dramen fängt der Roman die verborgene Figur hinter der Musik des berühmten Komponisten ein.
Die Geschichte beginnt in St. Petersburg, wo Tschaikowsky mit seinem Bruder Modest lebt, der auch sein musikalischer Herausgeber ist. Die Brüder sind einander zutiefst zugetan und haben eine enge Beziehung zueinander, auch wenn sie bei bestimmten Themen wie der Politik unterschiedlicher Meinung sind. Im Laufe des Romans sehen wir, wie ihre Bindung durch ihre gemeinsame Liebe zur Musik und Kultur gestärkt wird.
Die Erzählung folgt Tschaikowskys Umzug nach Moskau, wo er das politische und kulturelle Umfeld des damaligen Russlands besser kennenlernt. Wie Mann einfühlsam schildert, war diese Zeit seines Lebens von Selbstzweifeln und Ängsten geprägt – Tschaikowsky hatte Angst, sich offen zu äußern, weil er befürchtete, wegen seiner Homosexualität, die er sein ganzes Leben lang verheimlicht hatte, abgelehnt zu werden. Sein innerer Kampf zwischen dem, was er sein wollte, und dem, was die Gesellschaft von ihm erwartete, wird in diesem klassischen Roman eindrücklich geschildert.
Gleichzeitig stellt Mann Tschaikowskys persönliche Kämpfe wirkungsvoll in den Kontext der europäischen Kunstszene des 19. Jahrhunderts, indem er Bezüge zu verschiedenen Künstlern wie Dostojewski, Wagner, Berlioz und anderen herstellt. Jede Referenz bringt etwas Neues über die Epoche und auch über Tschaikowsky selbst ans Licht – ein Genie, dessen Musik trotz all ihrer Geheimnisse, die bisher nicht gelüftet wurden, bis heute Bestand hat.
Klaus Mann wurde 1906 als Sohn des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Thomas Mann geboren. Er begann seine literarische Laufbahn im Berlin der „Goldenen Zwanziger“ und der Weimarer Republik als Theaterautor und Kritiker. Nach nationalsozialistischen Machtübernahme emigrierte Klaus Mann 1933 in die USA, wo er mit seinen Romanen und seinem politischen Engagement zu einer führenden Größe der deutschen Exilkultur aufstieg. Nun folgten mit den Romanen „Symphonie Pathétique“ (1935), „Mephisto. Roman einer Karriere“ (1936) und „Der Vulkan“ (1939) seine autobiografisch gefärbten Hauptwerke. Zugleich war Manns Leben unter dem Schatten des Vaters mit schweren Depressionen verknüpft. Er beging im Alter von 42 Jahren Selbstmord. Die eigentliche Entdeckung seines Werkes fand erst postum statt.