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Machiavelli oder Die Kunst der Macht von Volker Reinhardt

by BuecherKatze

Der Name Machiavelli wird heute zwiespältig konnotiert: Einerseits gilt er als Synonym für Berechnung, Hinterlist und Rücksichtslosigkeit, andererseits stellt er eine faszinierende Figur dar, deren Theorien und Prinzipien von Politikern, Philosophen und Managern bis heute rezipiert und angewendet werden. Volker Reinhardts „Machiavelli oder Die Kunst der Macht“ beleuchtet die widersprüchlichen Facetten von Machiavellis Leben und Werk und zeigt, dass sich hinter dem kühlen Realpolitiker auch ein Idealist und Humanist verborgen hält.

Reinhardts Buch zeichnet ein faszinierendes Bild von Machiavellis Werdegang als Politiker und Diplomat, seine Verbannung und den Schreibprozess von „Der Fürst“ – seinem wohl bekanntestem Werk. Der Autor zeigt auf, wie die politischen Erfahrungen und die historischen Umstände, unter denen Machiavelli lebte, entscheidend zu seinen Theorien beitrugen, und er macht eindrucksvoll klar, dass der florentinische Staatsmann keineswegs der kaltblütige Zyniker war, als den man ihn heute oft sieht.

Nach Reinhardts Darstellung neigt man dazu, Machiavelli falsch einzuschätzen, weil seine Schriften geprägt sind von einer schonungslosen Offenheit, die auch vor den heikelsten Fragen der Macht und Moral nicht Halt macht. In „Der Fürst“ geißelt er das politische Personal seiner Zeit scharf und plädiert dafür, alle Faktoren – auch unethische und unmoralische – in den Dienst der politischen Realpolitik zu stellen, wenn diese letztlich zu Stabilität und Wohlstand des Landes führen.

Gleichzeitig ist aber auch ein anderer Machiavelli in den politischen Reflexionen, den dramatischen Werken und den Gedichten zu erkennen, der von einer tiefen Verbundenheit zu seiner Heimatstadt Florenz und dem Rückgriff auf das antike römische Vorbild einer Republik geprägt ist. In diesen Schriften offenbart sich der Idealist Machiavelli, der im Spannungsfeld von individuellen Freiheiten und gemeinschaftlichem Zusammenhalt nach einer besseren Ordnung der Welt sucht.

Der besondere Verdienst von Reinhardts Buch besteht darin, dass er uns den Menschen Machiavelli näher bringt, einen Geistesmenschen, der trotz seiner realpolitischen Analysen auch einen Traum von einer harmonischen Republik und einer besseren Gesellschaft hatte. Diese Perspektiven und Denkansätze stehen in einem faszinierenden Wechselspiel und machen das Buch zur spannenden Lektüre – nicht nur für Historiker und Politikwissenschaftler, sondern auch für all jene, die sich für gesellschaftliche Zusammenhänge, politische Mechanismen und die Frage interessieren, was die Menschen bewegt und antreibt.

Volker Reinhardt ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Fribourg in der Schweiz. Sein Interessenschwerpunkt liegt auf der italienischen Geschichte, insbesondere der Renaissance. In „Machiavelli oder Die Kunst der Macht“ verbindet der Autor seine fundierten Kenntnisse der italienischen Geschichte mit einem tiefen Verständnis von Machiavellis Werk und Leben – und schafft so ein packendes Porträt eines der einflussreichsten Denker der politischen Geschichte.

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