„Kindred – Verbunden“ von Octavia E. Butler ist ein Roman, der berührt, begeistert und zugleich schockiert. Die junge schwarze Schriftstellerin Dana, die frisch verheiratet ist und voller Hoffnung in ihr neues Leben als Ehefrau und Autorin startet, erlebt plötzlich unerklärliche Zeitreisen. Sie wird in die Zeit vor dem US-amerikanischen Sezessionskrieg versetzt, in der schwarze Menschen afrikanischer Herkunft von weißen Menschen versklavt worden sind. Dort wird sie vor allem mit der hässlichen Realität der amerikanischen Sklaverei konfrontiert.
Mit „Kindred – Verbunden“ gelingt es Octavia E. Butler, den Lesern eine Geschichte zu erzählen, die historisch genau recherchiert und gleichzeitig unglaublich modern und aktuell wirkt. Denn trotz der Tatsache, dass das Buch in den späten 1970er Jahren geschrieben wurde, geht es um Themen, die heute noch genauso relevant sind wie damals. Die Diskriminierung, der Rassismus und die Ungleichheit, gegen die Dana in ihrem Leben ankämpfen muss, sind auch heute noch Teil der amerikanischen Gesellschaft. Doch durch ihre Zeitreisen bekommt Dana die Möglichkeit, nicht nur ihre eigene Identität, sondern auch die Geschichte ihrer Vorfahren besser zu verstehen.
Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie Octavia E. Butler die Geschichte erzählt. Sie schreibt sehr bildhaft und präzise, so dass man als Leser das Gefühl hat, direkt mit dabei zu sein. Durch die Perspektive aus Danas Sicht erlebt man ihre Gefühlslage hautnah mit und kann sich gut in ihre Lage hineinversetzen.
Doch „Kindred – Verbunden“ ist nicht nur ein tiefgründiges Buch über Rassismus und Diskriminierung. Es ist auch eine Geschichte über Liebe und Freundschaft. Dana ist nicht allein auf ihrer Reise, sondern wird immer wieder von ihrem Freund Kevin begleitet. Ihre Freundschaft ist ungewöhnlich, da sie mit ihr als schwarze Frau und ihm als weißen Mann gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. Doch ihre Verbundenheit zueinander ist so stark, dass sie gemeinsam gegen jede Hürde ankämpfen.
Octavia E. Butler selbst war eine außergewöhnliche Frau. Als Afroamerikanerin schrieb sie Science Fiction und Horror-Romane, was in den 1970er Jahren noch sehr ungewöhnlich war. Sie schaffte es, sich in einer von weißen Männern dominierten Branche durchzusetzen und gehörte schließlich zu den bedeutendsten Autorinnen ihres Genres. Sie wurde von der MacArthur Foundation, auch bekannt als Genius-Grant, ausgezeichnet. Doch leider starb sie viel zu früh im Alter von nur 58 Jahren an einem Schlaganfall.
„Kindred – Verbunden“ ist ein Buch, das noch lange in Erinnerung bleibt. Es ist eine anrührende Geschichte über Freundschaft, Liebe und Überleben, die zugleich auch zum Nachdenken anregt. Es zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie wichtig es ist, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und aus ihr zu lernen. Octavia E. Butler hat mit diesem Buch nicht nur ein Meisterwerk erschaffen, sondern auch ein wichtiges Zeichen gegen Diskriminierung und Rassismus gesetzt!