„Maria Sibylla Merians Reise zu den Schmetterlingen“ von Boris Friedewald ist ein erstaunlicher Bericht über eine der bemerkenswertesten Expeditionen, die je unternommen wurden. Mit viel Geschick und Einfühlungsvermögen erzählt er die Geschichte von Maria Sibylla Merians unglaublicher Reise nach Südamerika im Jahr 1699, 100 Jahre vor Alexander von Humboldts Reise.
Es ist eine einzigartige Kombination aus Biografie und Naturgeschichte, die die Abenteuer dieser wagemutigen Frau und ihrer Tochter Dorothea beleuchtet. Maria war tief religiös und wurde von der Leidenschaft angetrieben, die bisher unbekannte Welt der Schmetterlinge in Surinam zu erforschen und zu dokumentieren. Ihr Werk „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“ war seinerzeit ein Bestseller und wurde zu einem Grundstein der Entomologie.
In diesem Buch beschreibt Friedewald unglaublich anschaulich, wie das Leben von Maria auf ihrer unglaublichen Reise ausgesehen haben muss. Von ihren erschöpfenden Vorbereitungen, sich in unbekannte Gewässer zu wagen, ohne zu wissen, was sie dort finden würde, bis hin zu ihrer akribischen Dokumentation ihrer Funde durch detaillierte Zeichnungen und Anmerkungen, die sie in Notizbüchern festhielt. Er beschreibt auch, wie diese Beobachtungen es ihr ermöglichten, ein umfassendes Verständnis der Metamorphose zu entwickeln – etwas, das aufgrund der geheimnisvollen Welt, in der Insekten leben, bisher als unmöglich galt.
Friedewald beschränkt sich jedoch nicht darauf, Marias Reise zu beschreiben, sondern geht auch auf ihre psychologischen Beweggründe ein und erörtert einige ihrer umstrittenen Überzeugungen über das Verhalten von Insekten, die damals bei vielen verpönt waren. Er geht auch der Frage nach, wie sie es schaffte, ein so teures Unterfangen zu finanzieren, obwohl sie eine Frau war, und das in einer Zeit, in der Frauen von der Erforschung der Außenwelt weitgehend ausgeschlossen waren.
Er fängt sowohl die wissenschaftliche als auch die persönliche Bedeutung dieser bemerkenswerten Reise für Maria Sibylla Merians Lebensaufgabe – die Natur besser zu verstehen und ihre Schönheit mit anderen zu teilen – wunderbar ein. Durch seine Recherchen beleuchtet er auch, wie wichtig es für die Entwicklung der Menschheit war, dass eine so mutige und leidenschaftliche Frau wie Maria in dieser Zeit solche Risiken auf sich nahm.
Insgesamt zeichnet „Maria Sibylla Merians Reise zu den Schmetterlingen“ ein fesselndes Porträt nicht nur einer mutigen Frau, die entschlossen war, die Wunder der Natur zu erforschen, sondern auch der Natur selbst – ihrer Schönheit und ihrer Geheimnisse – gesehen durch die Augen einer leidenschaftlichen Künstlerin und Wissenschaftlerin, die dafür sorgte, dass wir sie auch heute noch schätzen können.
Boris Friedewald ist Historiker an der Universität zu Köln und hat sich auf die Geschichte des 18. Jahrhunderts spezialisiert, mit besonderem Augenmerk auf koloniale Themen wie Reiseberichte und Erkundungsgeschichten aus den niederländischen Kolonien in Südamerika und Asien. Er hat viel über die niederländische Kolonialgeschichte geschrieben, darunter mehrere Bücher über europäische Begegnungen mit amerikanischen Ureinwohnern in New York City im 17. Jahrhundert, über die niederländischen Handelsbeziehungen mit Indien zwischen 1600 und 1750 sowie mehrere Artikel über die Sklaverei in Surinam im frühen 18.Jahrhundert.