Ludwig II. war eine interessante Figur – ein König, der versuchte, der Realität, den Anforderungen der Herrscheraufgabe und der sich modernisierenden politischen Welt zu entkommen, indem er sich in eine Phantasiewelt zurückzog und seine eigenen idealisierten Versionen von Schlössern schuf. Das neue Buch „Ludwig II. Das phantastische Leben des Königs von Bayern“ von Christine Tauber versucht eine Annäherung an Ludwigs Lebensgeschichte in der Betrachtung seiner Bauten.
Tauber nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise zu den einzelnen Schlössern, die Ludwig II. erbauen ließ und die ihm als Symbole der Macht und als Zuflucht dienten. Sie geht den Motiven für den Bau jedes der Schlösser auf den Grund und erforscht deren individuelle Symbolik und Bedeutung für den König. Sie befasst sich insbesondere mit Neuschwanstein, das durch seine märchenhafte mittelalterliche Gestaltung weltweit bekannt geworden ist, sowie mit Schloss Linderhof und Herrenchiemsee mit ihren kunstvollen Verzierungen und üppigen Innenräumen.
Taubers Buch gibt einen tiefen Einblick in das Leben eines ungewöhnlichen Monarchen, der seine Realität ablehnte und sich Illusionen schuf, in denen er sich als Herrscher wohler fühlte. Großen Einfluss auf Ludwigs Leben und Herrschaft hatte Richard Wagner, der dem Bayernkönig zeitlebens ein enger Vertrauter war und ihm eine idealisierte Version der Monarchie vorstellte, der Ludwig nacheifern wollte. Ludwig wandte sich zunehmend von der Politik, die er nicht verstehen oder kontrollieren konnte, ab und flüchtete sich in Fantasien, die von Wagners Geschichten inspiriert waren.
Christine Tauber, geb. 1967, ist eine deutsche Kunsthistorikerin. Sie lehrt als Professorin am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2010 arbeitet sie hauptberuflich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, wo sie als Redakteurin für die Zeitschrift Kunstchronik tätig ist. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Interaktionen und Interferenzen von Kunst und Politik vom 15. bis ins 20. Jahrhundert, der Geschichte der Kunstgeschichte im 19. Jahrhundert sowie der postmodernen Kunsttheorie.