Gottlieb Duttweiler war eine der bedeutendsten Unternehmerpersönlichkeiten der Schweiz. Er war Gründer der Migros – heute eines der größten Handelsunternehmen der Schweiz. Seine Vision, preiswerte Produkte für alle zugänglich zu machen und für das Wohl der Gesellschaft zu arbeiten, ist bis heute ein wichtiger Bestandteil der Corporate Social Responsibility-Strategie der Migros.
In seiner Biografie über Gottlieb Duttweiler lässt Curt Riess den Lebensweg des Schweizers Revue passieren. Duttweiler gründete die Migros im Jahr 1925. Was mit aus einem fünf Ford TT Lastwagen bestehenden mobilen Geschäft begann, wurde in wenigen Jahren zu einem schweizweiten Unternehmen mit festen Standorten ausgebaut. Trotz der Kämpfe, die Duttweiler mit Konkurrenz und Behörden auszufechten hatte, wurde die Migros bei den Kunden immer beliebter und geschäftlich erfolgreich. Duttweiler begann, sein Marketing konsequent auf lebensreformerische und sozialhygienische Bestrebungen auszurichten. Dazu gehörten das Verbot, in den Filialen Alkohol und Zigaretten zu verkaufen oder die Einführung von kostengünstigeren Eigenmarken von hoher Qualität. Aus seiner sozialen Einstellung heraus wandelte Duttweiler schließlich die Migros in eine Genossenschaft um, um die Kunden an dem Unternehmen zu beteiligen. Er war der Meinung, dass jedes Mitglied der Genossenschaft eine Stimme haben sollte und dass die Migros ihren Umsatz in kulturelle, sportliche und Freizeitaktivitäten investieren sollte. Dies führte zur Entstehung des berühmten Kulturprozents.
Duttweiler war aber nicht nur ein ambitionierter Geschäftsmann, sondern auch ein überzeugter Demokrat. Er war auch journalistisch und zunehmend politisch tätig und nutzte seine Einflussmöglichkeiten, um für die Interessen der Gesellschaft zu kämpfen. So setzte er sich etwa für die Einführung des Frauenstimmrechts ein und unterstützte die Gründung der SP-Gründungszeitschrift „Vorwärts“.
Curt Riess‘ Biografie des vielseitigen und visionären Unternehmers fängt auch die Zeitgeschichte der Schweiz ein, ihre wirtschaftliche und politische Entwicklung im 20. Jahrhundert.
Riss, der ursprünglich in Deutschland geboren wurde, emigrierte 1933 in die USA, als seine jüdischen Wurzeln ihn zum Ziel der Nationalsozialisten machten. Dort wurde er als Bestsellerautor bekannt und schrieb unter anderem für die New York Times. Im Epilog des Buches schildert Riess die Entstehungsgeschichte der Biografie. Er traf Gottlieb Duttweiler 1949 und knüpfte eine Freundschaft mit ihm. Dadurch konnte Riess auch einen sehr persönlichen Einblick in das Leben des Schweizer Unternehmers gewinnen.