Er gilt als der schlimmste Papst der Geschichte: Rodrigo Borgia, der sich als Alexander VI. auf dem päpstlichen Thron in Rom unheimlich machte. Sein Leben und sein Herrschaftsstil liefern bis heute schaurigen Stoff für Legenden, Romane und Filme. Der renommierte Historiker Volker Reinhardt hat sich nun in „Alexander VI. Borgia – Der unheimliche Papst“ dieser faszinierenden Geschichte angenommen.
Reinhardt zeichnet in seinem Buch das Bild eines Mannes, der durch Skrupellosigkeit und Machtgier gekennzeichnet war. Alexander VI., der selbst aus einer mächtigen Familie stammte, verteidigte seine Position mit allen Mitteln. Er schreckte vor Bestechung, Erpressung und Mord nicht zurück und führte ein ausschweifendes Leben, das geprägt war von Sex, Drogen und Alkohol. Reinhardt beschreibt detailliert die politischen Intrigen, die während der Herrschaft von Alexander VI. in Rom stattfanden und er beleuchtet auch die Beziehungen zu anderen europäischen Mächten wie Frankreich, Spanien und Deutschland. Reinhardt zeigt, wie Alexander VI. seine Position als Papst ausnutzte, um seine Familie und Freunde zu begünstigen und durch sein Gebaren letztendlich zur Entfremdung der Kirche von der Gesellschaft beigetragen hat.
Reinhardt gelingt es in seiner Biographie, ein differenzierteres Bild des umstrittenen Renaissance-Papstes zu zeichnen. Dabei greift er nicht nur auf eine Fülle von Quellen zurück, sondern bezieht auch aktuelle Forschungsergebnisse mit ein und hinterfragt immer wieder gängige Klischees und Vorurteile.
So zeigt Reinhardt zum Beispiel, dass Alexander VI. keineswegs der erste Papst war, der seine Familie in Machtpositionen brachte und ihnen Privilegien zukommen ließ. Vielmehr war dies zu seiner Zeit eine gängige Praxis, die auch von anderen Kirchenfürsten angewendet wurde. Auch seine kolportierte Unzucht und Ausschweifungen werden in einem differenzierteren Kontext betrachtet. Reinhardt weist darauf hin, dass das Zölibatsgesetz im 15. Jahrhundert noch nicht so strikt ausgelegt wurde wie heute und dass es auch bei anderen Päpsten in dieser Zeit immer wieder zu Skandalen kam. Dennoch steht ausser Zweifel, dass Alexander VI. ein äußerst umstrittener Papst war, dessen Amtszeit politische Intrigen, Gewalttaten und Korruption prägten.
Volker Reinhardt ist ein deutscher Historiker. Seit 1992 lehrt er als Professor für Allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit an der Universität Freiburg in der Schweiz. Er hat mehrere Biografien historischer Persönlichkeiten veröffentlicht, darunter die Familien Medici und Borgia, Martin Luther oder Machiavelli. Als Experte für die italienische Renaissance hat sich auch intensiv mit der Geschichte des Papsttums beschäftigt und ein Buch über die „Geschichte der Päpste“ geschrieben. In „Alexander VI. Borgia – Der unheimliche Papst“ zeigt sich einmal mehr seine Fähigkeit, komplexe historische Themen anschaulich und verständlich darzustellen.