Loubna Abidars und Marion Van Renterghems „Alle Frauen sind Huren – Mein Kampf gegen die Verlogenheit in der arabischen Welt“ ist ein kraftvoller und inspirierender Bericht über den Kampf einer Frau für Gerechtigkeit in Marokko. In dem Buch erzählt Abidar ihre eigene Geschichte und setzt sich mit den kulturellen Tabus auseinander, die in Marokko in Bezug auf Sexualität, Geschlechterrollen und sexuelle Gewalt bestehen.
Abidar rückte ins Rampenlicht, nachdem ihre Rolle in dem hochgelobten Film Much Loved (2015) ihr eine Nominierung für den César eingebracht hatte. Das brachte ihr aber auch Gegenwind von denjenigen ein, die sich gegen die Darstellung von Frauen als unabhängig und selbstbewusst wehren. Anstatt sich zurückzuziehen, nutzte sie diese Plattform, um leidenschaftlich darüber zu sprechen, was es bedeutet, als Frau in einer arabischen Welt zu leben, die immer noch weitgehend von patriarchalischen Werten beherrscht wird. Sie spricht offen über ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt durch ihren eigenen Vater und andere Erlebnisse mit Männern, die versucht haben, sie auszunutzen. Ihre Reise zeigt, wie Mut und Widerstandskraft helfen können, unterdrückende Kräfte wie das Patriarchat und religiöse Unterdrückung zu überwinden.
Das Buch schildert nicht nur Abidars Kämpfe, sondern gibt auch einen umfassenden Einblick in das Leben im modernen Marokko aus der Perspektive eines Insiders. Millenials werden dargestellt, wie sie sich gegen Korruption und Ausgrenzung aussprechen, während sie ihre Identität unter Pseudonymen wie „Fouad“ oder „Rachida“ schützen, aus Angst vor Repressalien von Behörden oder Familienmitgliedern bei sensiblen Themen wie Politik oder Sexualität. Dieses Buch ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die Tunesien jenseits von Schlagzeilen und Stereotypen verstehen wollen – es behandelt schwierige Fragen zu Identität, Religion, Tradition, Geschlechterrollen und Sexualität mit Scharfsinn und Offenheit.
„Alle Frauen sind Huren – Mein Kampf gegen die Verlogenheit in der arabischen Welt“ ein wichtiges Werk, das die Leserinnen und Leser mit Sicherheit untröstlich zurücklässt, aber auch durch Loubna Abidars Mut und ihre Unbeugsamkeit im Streben nach Gerechtigkeit bestärkt.
Loubna Abidar ist eine marokkanische Schauspielerin, die vor allem für ihre Rolle als Noha in Nabil Ayouchs kontroversem Film „Much Loved“ aus dem Jahr 2015 bekannt ist, für den sie eine Nominierung für den César als beste Schauspielerin erhielt. Sie hat auch in Filmen wie Asmaa (2011), der bei den Filmfestspielen in Cannes zwei Preise gewann, On Marche (2018), Razzia (2017) und Taïssa (2013) mitgespielt. Seitdem ist sie zu einem Symbol des Widerstands gegen patriarchalische Normen in Marokko geworden und tritt häufig in internationalen Nachrichtensendungen auf, in denen sie über die Bedeutung des Tabubruchs in Bezug auf Sexualität und Geschlechterrollen in arabischen Ländern spricht.