Arno Luiks „“Als die Mauer fiel, war ich in der Sauna“. Gespräche über den Wahnsinn unserer Zeit“ ist eine einzigartige Sammlung von sehr persönlichen Interviews mit bedeutenden Persönlichkeiten aus Politik und Kultur.
Luik hat mit diesem Buch ein meisterhaftes Werk geschaffen, das den Geist einer Generation einfängt und eine einzigartige Perspektive auf die Ereignisse wirft, die die jüngste Geschichte des Landes geprägt haben. Von der ersten Seite an ziehen Luiks provokante Fragen den Leser in die Gespräche hinein und offenbaren Einsichten, die in dieser Dichte und Prägnanz nirgendwo sonst zu finden sind. Das Buch ist eine faszinierende Zeitkapsel der Geschichte, die sich vor uns öffnet.
Mit den Interviews in „Als die Mauer fiel, war ich in der Sauna“ entfaltet sich ein wahres Who is Who der deutschen Politik und Kultur, darunter Altkanzler Helmut Schmidt, Tatjana Tolstaja, die Enkelin des Schriftstellers Leo Tolstoi, oder die deutsche Fußballlegende Franz Beckenbauer. Durch Luiks geschickte Befragung offenbaren seine Interviewpartner und -Partnerinnen ihre tiefsten Ängste, ihr Bedauern und auch ihre Hoffnungen für die Zukunft.
Bemerkenswert ist die Ehrlichkeit, mit der die Befragten sprechen. Luik besitzt die seltene Fähigkeit, die Fassade zu durchbrechen, die Personen des öffentlichen Lebens oftmals vor sich tragen, und zum Kern dessen vorzudringen, was diese Menschen bewegt. Besonders deutlich wird dies in seinem Interview mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, in dem sie offen über ihr Aufwachsen in Ostdeutschland und die Herausforderungen spricht, denen sie sich stellen musste, um zur politischen Führungskraft zu wachsen.
Wie der Titel andeutet, ist der Fall der Berliner Mauer ein zentrales Thema des Buches, und Luiks Gespräche mit denjenigen, die diese bedeutende Zeit in der deutschen Geschichte miterlebt haben, sind besonders packend. Sein Interview mit dem ehemaligen Stasi-Agenten Klaus Eichner gibt Aufschluss über das Innenleben der ostdeutschen Geheimpolizei und den psychologischen Tribut, den ihre Mitarbeiter für die Bespitzelung von Mitbürgern zahlten.
Luik schreibt witzig, prägnant und oft poetisch. Er hat die Gabe, das Wesentliche des Gesagten zu erfassen und zu einer tiefen Einsicht zu verdichten. So schreibt er zum Beispiel in seinem Gespräch mit dem Schauspieler Armin Mueller-Stahl: „Der Schauspieler spricht über die Bedeutung der Vorstellungskraft und darüber, wie sie uns erlaubt, die Welt nicht so zu sehen, wie sie ist, sondern wie sie sein könnte. Es ist diese Fähigkeit, sich eine bessere Zukunft vorzustellen, die uns vor Verzweiflung bewahrt.“
Arno Luik Arno Luik, geboren 1955, war Reporter für Geo und den Berliner Tagesspiegel, Chefredakteur der taz, Vizechef der Münchner Abendzeitung und langjähriger Autor der Zeitschrift Stern. Bekanntheit erlangte er vor allem mit seiner intensiven Art des Interviews. Die taz nannte ihn „Deutschlands führenden Interviewer“. Für seine Berichterstattung zum Bahnprojekt Stuttgart 21 erhielt Luik 2010 den „Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen“ des Netzwerks Recherche.