In ihrem Buch „Antonia Baum über Eminem“ beschäftigt sich die bekannte Schriftstellerin mit einem ihrer ehemaligen literarischen Vorbilder, dem Rapper Eminem. Doch gerade in Anbetracht der heutigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellt Baum die Frage, wie man als Frau die Verrenkung hinbekommt, Rap-Texte zu lieben und sich dabei permanent beleidigen zu lassen.
Baum bezieht sich hierbei auf die misogynen, homofeindlichen und rassistischen Texte, die Eminem in der Vergangenheit verfasst hat. Sie selbst sieht ihre popkulturelle Biografie kritisch und hinterfragt, ob sie manche Aspekte nicht besser verschwinden lassen sollte.
Im Verlauf des Buches geht Baum aber auch auf die Frage ein, ob Eminem trotz allem ein genialer Rapper war. Die Avantgarde seines Stils und die Art, wie er die Musikbranche nachhaltig beeinflusst hat, spielen hierbei eine entscheidende Rolle.
Doch das Konzept „Leiche im Keller“ beschreibt vor allem die Konflikte, die Baum mit ihrem früheren musikalischen Idol hat. Dabei geht es um die persönlichen Enttäuschungen und moralischen Zweifel, die Baum plagen und die sie auch in ihrem öffentlichen Leben zunehmend Thema werden lässt.
Antonia Baum ist bekannt für ihre außergewöhnlichen literarischen Projekte und hat bereits mehrere erfolgreiche Bücher veröffentlicht. Dabei bewegt sie sich gerne in verschiedensten Genres und verbindet autobiografische Elemente mit literarischer Fiktion.
In diesem Buch zeigt sich Baum von einer sehr persönlichen Seite, die auch den Leser emotional erreicht. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob man seine früheren Idole auch dann noch wertschätzen kann, wenn sie moralisch fragwürdige Inhalte produzieren. Es geht vielmehr um die ganz grundsätzliche Frage, wie wir überhaupt mit Künstlern umgehen sollten, die in der Vergangenheit fragwürdige Kunst produziert haben.
Baum gelingt es in ihrem Buch, eine Vielzahl von Aspekten zusammenzubringen und zu einem homogenen Ganzen zu verweben. Dabei schafft sie es, nicht nur die Fans von Eminem, sondern auch diejenigen zu erreichen, die bislang eher wenig mit Rapmusik zu tun hatten.
Antonia Baum überzeugt in ihrem Buch durch ihre präzise Sprache und ihre detailreichen Beschreibungen. Der Leser fühlt sich gut in die Thematik eingeführt und entdeckt dabei auch seine eigenen gedanklichen Konflikte mit der Popkultur. „Antonia Baum über Eminem“ ist ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich für gesellschaftliche Entwicklungen in der Popkultur interessieren und ihren eigenen Standpunkt hierbei reflektieren möchten.