Das Buch „Auf Freiheit zugeschnitten: Emilie Flöge“ von Margret Greiner erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, die nicht nur als Partnerin des Malers Gustav Klimt bekannt wurde, sondern vor allem als Modedesignerin Geschichte schrieb. Emilie Flöge befreite fünfzehn Jahre vor Coco Chanel die Frauen von Korsett und Mieder und schuf damit einen bahnbrechenden Mode-Stil.
Emilie Flöge wurde 1874 in Wien geboren und wuchs in einem bürgerlichen Elternhaus auf. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zu Kunst und Design. Im Alter von achtzehn Jahren lernte sie Gustav Klimt kennen und begann eine Beziehung mit ihm, die bis zu seinem Tod im Jahr 1918 andauerte. Klimt hatte großen Einfluss auf Emilie Flöges Werk und unterstützte sie bei der Gründung ihres Modeateliers „Schwestern Flöge“.
Wien um 1900 war ein Schmelztiegel der Kunst, Architektur, des Kunsthandwerks und der Mode. Die Wiener Werkstätten und der Jugendstil prägten das Stadtbild und boten Emilie Flöge einen perfekten Rahmen, um ihre Ideen umzusetzen. Sie schuf eine Mode, die sich von den starren Konventionen der damaligen Zeit löste. Ihre Kleider überzeugten durch ihre schlichte Eleganz und ihre klaren Linien. Flöge arbeitete mit leichten Materialien, entwarf Hängekleider und Kimonos mit orientalischen Einflüssen und schuf so einen neuen, bequemen und zugleich herausragenden Mode-Stil.
Die avantgardistischen Entwürfe von Emilie Flöge kleideten die Frauen bequem und elegant zugleich, umhüllten den Körper, ohne ihn zu beengen. Flöge fügte der Kleidung ein neues Maß an Persönlichkeit und Individualität hinzu, das sich deutlich von den starren Konventionen der damaligen Zeit unterschied.
Anstatt sich konventionellen Geschlechterrollen zu unterwerfen, strebte Emilie Flöge nach Selbstbestimmung und künstlerischer Freiheit. Sie hatte den Mut, sich von Konventionen zu lösen und ihre eigenen Regeln zu schaffen, um ihre Träume und Visionen zu verwirklichen. Emilie Flöge war eine selbstbewusste und unabhängige Frau, die ihr Leben und Schaffen im Wien um 1900 frei von Konventionen gestaltet hat.
„Für mich bedeutet die Mode als Kunst eine Aufforderung, sich selbst treu zu bleiben. Die Techniken dienen dazu, Wahrheitsverhältnisse zu offenbaren“, sagte Emilie Flöge über ihre Arbeit. Mode war für Flöge nicht nur ein Mittel zur Verhüllung und Schmückung des Körpers, sondern auch eine Form von Ausdruck, die die Persönlichkeit und die Werte einer Person widerspiegelt. Dies sind Konzepte, die in der Kunst und Kultur der Moderne eine wichtige Rolle spielten.
Margret Greiner ist Historikerin und Kunstwissenschaftlerin. Viele Jahre arbeitete sie als Lehrerin und Journalistin. In ihren erzählten Biografien hat sie sich immer wieder mit aussergewöhnlichen Frauenleben beschäftigt. Ihr reich bebildertes Buch über Emilie Flöge ist auch ein Spiegelbild des Wiens um die Jahrhundertwende und der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen jener Zeit.