Der Name Berthold Beitz kann als Synonym für Erfolg und Wohlstand im Nachkriegsdeutschland betrachtet werden. Unter seiner Führung war der Krupp-Konzern auf dem Weg zu einem der größten Unternehmen Deutschlands, und Berthold Beitz selbst wurde innerhalb kürzester Zeit einer der mächtigsten Männer des Landes. Doch sehr spät erst wurde eine Geschichte bekannt, die eine andere Seite des erfolgreichen Managers offenbart: Berthold Beitz rettete während des Zweiten Weltkrieges das Leben hunderter polnischer Juden.
In seiner Biographie über Berthold Beitz bringt Joachim Käppner diese Geschichte ans Licht. Berthold Beitz war ein Mann mit einem starken Sinn für soziale Verantwortung. In den 50er Jahren, nachdem er zum Generalbevollmächtigten der Krupp-Werke ernannt worden war, setzte er sich für Entschädigungen für die Opfer der Zwangsarbeit der Firma Krupp während des Zweiten Weltkrieges ein.
Die wahre Heldentat aber vollbrachte Beitz während des Krieges in Polen. Als Betriebsleiter eines Unternehmens, das viele jüdische Arbeiter beschäftigte, bewahrte er zwischen 1941 und 1944 viele Juden vor den Vernichtungslagern, indem er sie als unabkömmlich für die Produktion seines kriegswichtigen Unternehmens reklamierte. 1973 wurde ihm in Yad Vashem für die Hilfe, die er verfolgten Juden in der Nazizeit zukommen ließ, der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen.
Joachim Käppner, geboren 1961, ist Historiker und Ressortleiter München bei der Süddeutschen Zeitung und Kolumnist der SZ am Wochenende.