Boris Johnson hat in den vergangenen Jahren für viel Furore gesorgt. Brexit, Skandale, lockere Sprüche, Johnson war immer wieder für Überraschungen gut. In seinem Buch „Boris Johnson: Porträt eines Störenfrieds“ zeichnet Jan Roß ein vielschichtiges Bild des britischen Premierministers, der von vielen bewundert und von vielen verachtet wird. Der Autor geht dabei auch auf die Eskapaden und Abgründe des Politikers ein und erklärt die Faszination des Boris-Johnson-Phänomens.
Roß beschreibt die einzigartige Karriere des Politikers, der sich in jungen Jahren bereits als Journalist und Kolumnist einen Namen gemacht hat. Von Anfang war Johnson ein herausragendes Talent, ein Mensch, der durch seine Rhetorik und schillernde Persönlichkeit immer wieder Menschen für sich gewinnen konnte. Bei den Parlamentswahlen 2019 fuhr er einen Erdrutschsieg ein und etablierte sich als erfolgreichster bürgerlicher Politiker Westeuropas. An Boris Johnsons politischem Aufstieg zeigt Roß, wie sich die politische Landschaft in Großbritannien über die Jahre hinweg verändert hat und welche Rolle der Brexit und der Populismus in diesem Zusammenhang spielen.
Doch Boris Johnson ist nicht nur für seine politischen Erfolge bekannt, sondern auch für seine Eskapaden. Roß widmet sich Johnsons Affären, seinen Talkshow-Auftritten und seinen umstrittenen Äußerungen zu verschiedenen politischen Themen. Viele dieser Eskapaden sind nach Roß‘ Ansicht Teil einer bewussten Inszenierung, mit der sich Johnson immer wieder in den Fokus der Medien bringt.
Interessant ist auch Roß‘ Analyse der Hintergründe von Johnsons Politik, etwa der Einfluss des Thatcherismus. Johnson ist es gelungen, eine für Konservative untypische Anhängerschaft im Arbeitermilieu zu gewinnen und die gesamte politische Landschaft in Großbritannien umzupflügen. Den Brexit betrachtet Roß dabei nur als einen Teil der politischen Agenda Johnsons, dessen Politik weit über Großbritannien hinaus Bedeutung hat.
Der Autor geht auch auf die Chancen und Risiken ein, die mit Boris Johnsons Politik verbunden sind. So sei der Brexit zwar ein politisches Experiment, das Europa in seinen Grundfesten erschüttern könnte, aber er berge auch die Chance, den Populismus in Europa zu diskutieren und neue Lösungen für die politischen Herausforderungen zu finden.
Jan Roß, geboren 1965 in Hamburg, ist ein deutscher Journalist und Autor. Er studierte klassische Philologie, Philosophie und Rhetorik in Hamburg und Tübingen und war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Philosophie der Freien Universität Berlin. Von 1991 bis 1996 war er Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Seit 1998 arbeitet er für Die Zeit, wo er die außenpolitische Berichterstattung koordinierte und Auslandskorrespondent in Indien war. Derzeit ist er Redakteur im Politik-Ressort.