„Das böse Kind – Narzissten sind keine Blumen“ von Jan C. Sander gehört zu den Büchern, die man gelesen haben sollte, wenn man das Rotlichtmilieu verstehen möchte. Der Autor, der unter dem Pseudonym Miami Gianni bekannt geworden ist, beschreibt darin sein Leben, das geprägt ist von Gewalt, Macht und Bedrohung. Sander war jahrelang im Hamburger Rotlichtmilieu aktiv und hat dort eine nicht geklärte Rolle gespielt. Auch bei einer Fehde zwischen zwei Rockerclubs in NRW war er dabei und landete schließlich im Gefängnis.
In „Das böse Kind – Narzissten sind keine Blumen“ gibt der Autor Einblick in seine Kindheit und Jugend, in der er schon früh mit Gewalt konfrontiert wurde. Diese Erfahrungen prägten ihn und führten schließlich dazu, dass er selbst zu Gewalt griff und im Rotlichtmilieu Fuß fasste. Die Lektüre lässt den Leser schockiert zurück, denn die teilweise sehr detailliert beschriebenen Gewaltexzesse sind kaum zu ertragen. Doch gleichzeitig erhält man auch einen Einblick in die Psyche eines Menschen, der geprägt ist vom Narzissmus.
Sander beschreibt sich selbst als narzisstischen Menschen, der gerne im Mittelpunkt steht und auch mal Grenzen überschreitet. Dies wird schon in der Kindheit deutlich, als er sich einen besonderen Kick daraus verschafft, andere zu quälen. Doch auch im Erwachsenenalter bleibt der Autor seinem Narzissmus treu und sorgt immer wieder für Aufmerksamkeit. Dies zeigt sich auch in seinem Buch, das er unter seinem Pseudonym veröffentlicht hat. Die Tatsache, dass er im Rotlichtmilieu aktiv war, bleibt jedoch nicht unerwähnt und führt dazu, dass das Buch von vielen kritisch betrachtet wird.
Doch genau diese Erfahrungen machen das Buch so wertvoll. Denn Sander beschreibt nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das Leben im Rotlichtmilieu. Er gibt Einblicke in die Strukturen und Hierarchien, die in diesem Milieu herrschen, und beschreibt die Gewalt, die Teil des Alltags ist. Gleichzeitig zeigt er aber auch auf, dass es Menschen gibt, die aus diesem Milieu ausbrechen und ein normales Leben führen können – auch er selbst hat diesem Leben den Rücken gekehrt und ist heute als Autor und Unternehmer tätig.
Jan C. Sander ist kein unbeschriebenes Blatt. Durch seinen Bestseller „Rotlichtkrieg“, diverse TV-Auftritte, Youtube-Beiträge und Zeitungsartikel ist er vielen Menschen bekannt. Seine Vergangenheit im Rotlichtmilieu und seine Verurteilung haben jedoch dazu geführt, dass er auch kritisch betrachtet wird. Dennoch ist es Sander gelungen, ein Buch zu schreiben, das wichtige Einblicke in das Rotlichtmilieu gibt und gleichzeitig auch als Warnung vor dem Narzissmus verstanden werden kann. Ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte, wenn man das Milieu verstehen möchte und sich für die Psyche von narzisstischen Menschen interessiert.