Heinrich Hannover hat in seinem Buch „Die Republik vor Gericht 1954-1995: Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts“ einen Blick auf die bundesdeutsche Geschichte geworfen, wie es nur wenige tun können. Als Anwalt für politisch Verfolgte und prominente Persönlichkeiten, wie Günter Wallraff, Ulrike Meinhof, Peter-Paul Zahl und Daniel Cohn-Bendit, hat Hannover zahlreiche Prozesse hautnah miterlebt und in seinem Buch ausführlich beschrieben.
Sein Buch ist jedoch nicht nur ein Rückblick auf prominente Gerichtsverfahren, sondern auch eine kritische Auseinandersetzung mit der demokratischen Entwicklung Deutschlands in der Nachkriegszeit. Hannover schildert die politische Repression gegenüber unbequemen Gruppierungen, wie Kommunisten, Anarchisten und Kriegsgegnern, und thematisiert damit auch die Grenzen der Meinungsfreiheit und Demokratie in Deutschland.
„Die Republik vor Gericht“ ist ein beeindruckendes Zeitdokument, das eine bedeutsame Epoche der deutschen Geschichte aufgreift und dabei auch kritisch hinterfragt. Hannover beschreibt detailliert die Verfahren und Prozesse, an denen er als Anwalt beteiligt war, und wirft damit Schlaglichter auf die Mechanismen des Justizsystems. Dabei zeigt er auch auf, wie sehr politisch motiviert manche Gerichtsurteile waren und wie sie sich auf die Betroffenen auswirkten.
Entlarvend ist auch Hannovers Blick auf die Rolle der Medien im Zusammenhang mit den Gerichtsverfahren. Er beschreibt, wie die Boulevardpresse bestimmte politische Prozesse aufgriff und zur Vorverurteilung der Angeklagten beitrug. Dieser Aspekt veranschaulicht die enge Verknüpfung von Justiz, Politik und Medien und die damit verbundene Macht, die in diesen Bereichen ausgeübt wurde.
Heinrich Hannover ist ein wichtiger Vertreter der bundesdeutschen Intelligenz, der sich der kritischen Auseinandersetzung mit dem Umgang mit den demokratischen Werten in Deutschland stellt. In seinem Buch gelingt es ihm, politische und juristische Ereignisse auf interessante und lesenswerte Weise miteinander zu verknüpfen. Nicht nur seine Erfahrungen und Erlebnisse als Anwalt, sondern auch seine politischen Ansichten und sein Wunsch nach einer gerechten und freien Gesellschaft spiegeln sich in „Die Republik vor Gericht“ wider.
Heinrich Hannover wurde 1925 in Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) geboren. Zwischen 1943-45 war er Soldat der Wehrmacht, kehrte aus dem Krieg jedoch als überzeugter Pazifist zurück. Die ursprünglich angestrebte Laufbahn eines Försters konnte Hannover nach Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr realisieren und studierte stattdessen ab 1946 Jura in Göttingen. 1954 wurde er als Rechtsanwalt in Bremen zugelassen und arbeitete fortan wiederholt als Strafverteidiger in politischen Prozessen. Für seine Tätigkeit wurde er vielfach ausgezeichnet. Heinrich Hannover, der sich auch als Autor zahlreicher Kinderbücher einen Namen machte, lebt heute in Worpswede bei Bremen.