„Dimitri Schostakowitsch – Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten“ von Detlef Gojowy ist ein faszinierendes Buch über das Leben und Werk des berühmten Komponisten. Es bietet eine neue Perspektive auf Schostakowitschs Leben und Karriere, und gibt Einblicke in die politische Kultur und die Kämpfe, die in der Sowjetunion in den drei Jahrzehnten nach der Oktoberrevolution stattgefunden haben.
Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt, die sachkundig und einfühlsam das Leben und Werk Schostakowitschs durch Selbstzeugnisse und Bilddokumente vermitteln. Das erste Kapitel konzentriert sich auf seine Kindheit und Jugend. Das Zweite auf seine Ausbildung und ersten Erfolge als Komponist. Das Dritte auf die Zeit der Stalinschen Repressionen in den 30er Jahren, als Schostakowitsch immer wieder angegriffen wurde und um sein Leben fürchten musste. Kapitel vier schildert Schostakowitschs Werke während des Zweiten Weltkrieges und danach, als er begann, sich politisch zu profilieren und sich immer mehr in Opposition zu der stalinistischen Führung zu stellen. Kapitel fünf schließlich betrachtet seine letzten Jahre und seine Beziehung zu seiner Heimatstadt Leningrad.
Was dieses Buch so wertvoll macht, sind die vielen Selbstzeugnisse Schostakowitschs, die zeigen, wie er auf die politischen Ereignisse jener Jahre reagierte und wie er gleichzeitig seine Kompositionen entwickelte und perfektionierte. Diese Auszüge aus seinen Tagebüchern, Briefen und anderen Schriften geben einen Einblick in Schostakowitschs Leben, wie es nur wenige andere Bücher bieten können. Gojowys Kommentare und Verweise auf andere Quellen für historische Zusammenhänge sind sehr hilfreich und verleihen dem Buch eine ansprechende Struktur.
Das Buch ist vor allem für Musikliebhaber, aber auch für Historiker und Menschen, die sich für die russische Kultur und Geschichte interessieren, von Interesse. Es wird sicherlich jeden ansprechen, der mehr über Schostakowitschs Persönlichkeit, Stil, Techniken und Beziehungen zu anderen Komponisten erfahren möchte. Auch wird man sehen können, wie er sich durch die vielen politischen Herausforderungen des 20. Jahrhunderts kämpfte und dabei seine musikalische Integrität trotz der Angriffe Stalins und anderer Behörden verteidigte.
Detlef Gojowy, der Autor des Buches, war ein renommierter Musikwissenschaftler, der sich viele Jahre mit Schostakowitsch und anderen Komponisten des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Gojowys breites Wissen über die sowjetische Kultur und die politischen und gesellschaftlichen Strömungen jener Zeit war tiefgreifend und seine Kenntnisse über Schostakowitschs Werk sind beeindruckend. Gojowy war also zweifellos der ideale Autor für dieses Buch. Gojowy verstarb am 12. Oktober 2008.
„Dimitri Schostakowitsch – Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten“ ist ein unverzichtbares Buch für alle, die an der Geschichte der Musik und der Politik des 20. Jahrhunderts interessiert sind. Durch die vielen Selbstzeugnisse und Bilddokumente wird Schostakowitschs Leben und Karriere zu einem fesselnden Leseerlebnis, das man nicht so schnell vergessen wird.