„Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ – so lautet der provokante Titel der Autobiografie von Arye Sharuz Shalicar. In seinem Werk erzählt der Autor von seinem Leben im Berliner Stadtteil Wedding, wo er als Jugendlicher mit iranisch-jüdischen Wurzeln oft mit Antisemitismus konfrontiert wurde. Durch seine ehrliche und schonungslose Erzählweise gibt Shalicar seinen Lesern einen tiefen Einblick in die Welt der Gangs und zeigt, wie schwierig es sein kann, sich von dieser Spirale der Gewalt zu befreien.
Die Geschichte beginnt in einem Problemviertel der Bundeshauptstadt, in dem Shalicar aufgrund seiner Herkunft häufig Zielscheibe antisemitischer Anfeindungen wird. Durch einen glücklichen Zufall lernt er jedoch Husseyin kennen, der in der Gang-Hierarchie der Kolonie-Boys eine hohe Stellung einnimmt. Diese Freundschaft verändert das Leben des jungen Arye schlagartig: Von nun an ist er vor den Angriffen seiner Mitschüler weitestgehend geschützt und beginnt, sich aktiv am Geschehen der Gang zu beteiligen, die sein Leben in vollen Zügen prägt. Gemeinsam mit Husseyin und den anderen Mitgliedern der Kolonie-Boys widmet er sich Graffiti, Diebstahl, Raub und Schlägereien. Doch als sein Freund Husseyin das Viertel verlassen muss, findet sich Shalicar erneut in einer Welt voller Schikanen und antisemitischer Angriffe wieder.
In der nachfolgenden Phase seines Lebens unternimmt Shalicar zahlreiche Anstrengungen, um sich aus dieser gewalttätigen Welt zu befreien. Er erkennt, dass er einen anderen Weg einschlagen und sich von den Gangs lösen muss, um seinen Standpunkt als gebildeter Mensch und selbstbewusstes Mitglied der Gesellschaft zu festigen. Hierbei stellt der Autor die Frage: Wie gelingt der Absprung aus einer Welt, die einen so tief in ihren Bann gezogen hat?
Mit „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ hat Arye Sharuz Shalicar eine eindringliche und bewegende Autobiografie geschrieben, die ihre Leser zum Nachdenken und Hinterfragen anregt. Seine ungeschminkte Darstellung des Lebens in einem Gang und sein offener Umgang mit den eigenen Fehlern sorgen für einen authentischen und packenden Einblick in eine uns oft fremde Welt. Gleichzeitig verdeutlicht das Buch, wie wichtig es ist, Chancen für Jugendliche zu schaffen, die ihre Potenziale entfalten und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten können.
Arye Sharuz Shalicar wurde 1977 in Göttingen geboren und ist heute ein erfolgreicher Buchautor, Analyst und Sprecher. Nach seinem turbulenten Leben in Berlin absolvierte er den Wehrdienst bei der israelischen Armee und studierte anschließend Politik- und Islamwissenschaft. Seine Erfahrungen und sein Hintergrund prägen sowohl dieses Buch als auch seine folgenden Publikationen wie „Der Neu-Deutsche Antisemit“ und „Antisemitismus“: Jetzt reden wir Klartext!“. Dabei bearbeiten alle seine Werke auf unterschiedliche Art und Weise das Thema Antisemitismus und Diskriminierung und machen gleichzeitig deutlich, dass es möglich ist, sich aus einem von Gewalt und Voreingenommenheit geprägten Umfeld zu emanzipieren.
„Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ ist eine fesselnde und aufwühlende Lektüre, die nicht nur die jüngere Generation, sondern auch Erwachsene gleichermaßen anspricht und zum Nachdenken anregt. Arye Sharuz Shalicar beweist eindrucksvoll, dass es möglich ist, sich aus negativen Umständen heraus zu entwickeln und seine Potenziale zu nutzen, um ein besseres Leben zu führen – eine Botschaft, die wichtiger ist denn je.