In seinem Buch „Heinrich und Götz George – Zwei Leben“ beschreibt Thomas Medicus das außergewöhnliche Verhältnis zwischen Vater und Sohn George, die beide als Volksschauspieler bekannt wurden. Obwohl sie sich aufgrund von Heinrich Georges frühen Tod im Jahr 1946 kaum gekannt haben, war der Einfluss des Vaters auf den Sohn unverkennbar.
Heinrich George, der in den 1920er Jahren als Theaterkönig in Berlin galt, war auch als Filmschauspieler erfolgreich. Seine ikonischen Rollen in „Metropolis“ und „Berlin Alexanderplatz“ sind bis heute unvergessen. Jedoch war er auch Teil der Propagandamaschinerie des Dritten Reichs und ließ sich für deren Zwecke einspannen. Nach dem Kriegsende wurde er im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen interniert, wo er schließlich verstarb.
Götz George, der erst acht Jahre alt war, als sein Vater starb, beschäftigte sich zeitlebens mit ihm. Aber er setzte sich auch selbständig mit der Schauspielerei auseinander und trat in die Fußstapfen seines Vaters. Seine schauspielerische Bandbreite reichte von Karl-May-Streifen bis hin zu Charakterrollen in anspruchsvollen Filmen wie „Der Totmacher“. Den größten Erfolg feierte er jedoch als Kommissar Horst Schimanski in der Fernsehserie „Tatort“, wo er den Prototypen des neuen Mannes verkörperte, der auch verletzlich sein durfte.
Medicus beschreibt das ambivalente Verhältnis der beiden Georges zueinander sehr einfühlsam und lässt dabei auch andere Zeitzeugen zu Wort kommen. Sein Buch erzählt nicht nur die Geschichte zweier außergewöhnlicher Künstler, sondern auch ein Jahrhundert deutscher Geschichte. Dabei stellt er auch die Frage, ob es möglich ist, sich von der Vergangenheit zu lösen und eine eigene Identität zu finden. Darüber hinaus beleuchtet er auch die gesellschaftlichen Umstände, die dazu führten, dass Heinrich George sich dem Nationalsozialismus anschloss und wie Götz George damit umgegangen ist.
Thomas Medicus ist ein renommierter deutscher Autor, der bereits mehrere biografische Werke veröffentlicht hat. Seine präzisen Beschreibungen und die sorgfältige Recherche machen „Heinrich und Götz George – Zwei Leben“ zu einer empfehlenswerten Lektüre für alle, die sich für deutsche Geschichte und Filmgeschichte interessieren. Medicus versteht es, die Leserinnen und Leser mit der Geschichte der Georges zu fesseln und ihnen dabei auch ein Stück deutscher Identitätsgeschichte zu vermitteln.
„Heinrich und Götz George – Zwei Leben“ ist eine einfühlsam geschriebene Biografie über zwei außergewöhnliche Künstler. Die sorgfältige Recherche und präzisen Beschreibungen machen das Buch zu einer empfehlenswerten Lektüre für alle, die sich für deutsche Geschichte und Filmgeschichte interessieren. Medicus zeigt, wie das Verhältnis von Vater und Sohn George das Leben beider geprägt hat und stellt dabei auch die Frage nach eigener Identität und der Bewältigung von Vergangenheit.