Christoph Schlingensief war eine der schillerndsten und unkonventionellsten Persönlichkeiten der deutschen Kunstszene und hat mit seinem Werk zahlreiche Menschen bewegt und inspiriert. Auch nach seinem viel zu frühen Tod im Jahr 2010 bleibt sein Einfluss in der Kunstszene und darüber hinaus spürbar und lebendig.
In seinem posthum veröffentlichten Buch „Ich weiß, ich war’s – Die Erinnerungen“ gibt Schlingensief Einblick in seine Gedankenwelt und seine persönliche Entwicklung. Dabei geht es weniger um eine nüchterne Darstellung seines Lebens, als vielmehr um eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst und seinen Werken.
In seinen Erinnerungen setzt sich Schlingensief mit der Frage auseinander, wer er eigentlich ist und wer er gerne gewesen wäre. Dabei geht es ihm nicht um eine idealisierte Darstellung seiner Person, sondern vielmehr um die Erkenntnis, dass er nicht der Mensch geworden ist, der er gerne gewesen wäre. Es ist ein schonungsloser Blick in die eigene Seele, der das Buch zu einer tiefgründigen Lektüre macht.
Dabei geht es aber nicht nur um Schlingensiefs Persönlichkeit, sondern auch um seine Werke und das künstlerische Schaffen im Allgemeinen. Er betrachtet die Kunst als einen Akt der Befreiung, der uns von den Zwängen des Alltags befreit und uns einen neuen Blick auf die Welt ermöglicht. Es geht darum, das Gewohnte zu hinterfragen und neue Perspektiven zu schaffen.
Das Buch ist aber nicht nur ein intellektueller Genuss, sondern auch eine Hommage an das Leben an sich. Schlingensief zeigt, dass auch in schwierigen Situationen oft die Kraft liegt, die uns vorwärtstreibt. Dies wird besonders deutlich in seinen Aufzeichnungen zur Behandlung seiner Krebserkrankung, die er in seinem Tagebuch „So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein“ festgehalten hat. Trotz aller Schmerzen, Zweifel und Ängste gibt er nie auf und setzt sich immer wieder mit neuer Kraft und positiver Energie für seine Kunst und seine Ideale ein.
Insgesamt ist „Ich weiß, ich war’s – Die Erinnerungen“ ein beeindruckendes Werk, das nicht nur das Leben und Werk Christoph Schlingensiefs beleuchtet, sondern auch Einblicke in die menschliche Seele und die Kraft der Kunst gibt. Es ist ein Werk, das man immer wieder zur Hand nehmen und sich von der kreativen Energie des Künstlers inspirieren lassen kann.
Christoph Schlingensief hat mit seinen Werken und seinem Engagement für das Operndorf Afrika eine Spur hinterlassen, die weit über sein Leben hinausreicht. Seine Vision, die Welt mit Kunst und Kreativität zu bereichern und dabei die eigenen Ängste und Zweifel zu überwinden, hat zahlreiche Menschen inspiriert und wird sicherlich auch die nachfolgenden Generationen noch lange begleiten.