Das kürzlich als Taschenbuch erschienene Werk „Kempinski erobert Berlin“ von Horst Bosetzky erzählt die faszinierende Geschichte eines Berliner Familienunternehmens, das zu Kaiserzeiten zu Weltruhm gelangte, aber aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen und des wachsenden Antisemitismus der 1930er Jahre einen dramatischen Niedergang erlebte.
Der Roman beginnt mit der Gründung der Weinhandlung M. Kempinski & Co in der Friedrichstraße im Jahr 1872 durch Berthold Kempinski, den Sohn eines jüdischen Weinhändlers aus der preußischen Provinz Posen. Mit Charisma und Geschäftssinn baut Kempinski einen florierenden Betrieb auf, der von der gehobenen Gesellschaft gerne frequentiert wird. Doch die wirtschaftlichen Herausforderungen, die im Ersten Weltkrieg begannen, und die anschließende Weltwirtschaftskrise in der Weimarer Republik setzen auch den Kempinskis zu. Schließlich zwingt der zunehmende Antisemitismus die Familie zum Verkauf ihres Unternehmens.
Bosetzky gelingt es auf beeindruckende Weise, eine längst vergangene Epoche zum Leben zu erwecken und dabei die historischen Ereignisse geschickt in die Handlung einzubinden. Der Leser erlebt die Atmosphäre von Berlins gehobener Gesellschaft zu Kaiserzeiten und lernt auch die Schattenseiten dieser Zeit kennen. Horst Bosetzky, der als „Krimipapst“ Deutschlands bekannt ist, zeigt in diesem Werk seine Fähigkeit, auch andere Genres meisterhaft zu beherrschen. Die Schilderungen der wirtschaftlichen Herausforderungen, denen sich die Unternehmerfamilie stellen muss und die Darstellung der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und ihrer Auswirkungen auf das Leben der Menschen vermitteln dem Leser ein lebendiges Bild der Zeit.
Horst Otto Oskar Bosetzky (1938 – 2018), war ein deutscher Soziologe und Schriftsteller. Er wurde einer breiteren Öffentlichkeit vor allem durch seine Kriminalromane bekannt.