„Manchmal konnte ich vor Angst nicht atmen“ von Clarissa Vogel ist ein erschütternder Bericht, der die Leser auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt, während er das Jahrzehnt des Missbrauchs durch ihren Großvater dokumentiert. Als Clarissa drei Jahre alt war, führte die Krankheit ihrer Mutter dazu, dass die Besuche im Haus ihrer Großeltern immer häufiger wurden. Dort begann Clarissas Alptraum – ein Alptraum, der andauern sollte, bis sie dreizehn Jahre alt war.
Das Buch erzählt, wie Clarissa wiederholt vor laufenden Kameras und anderen Männern missbraucht wurde, während ihr Großvater behauptete, ihr einen Sender in den Rücken implantiert zu haben. Als ob das nicht schon genug wäre, bestrafte er sie auch noch körperlich, wenn sie sich wehrte. Er brach ihr sogar die Nase und schlug ihren Kopf gegen einen Stuhl. Doch trotz all des Terrors fand Clarissa immer wieder Trost in den schönen Momenten der Natur.
Im Laufe des Buches werden wir eingeladen, Clarissas Gedanken und Gefühle zu teilen, während sie sich auf eine emotionale Reise von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit bis hin zu Freiheit und Heilung begibt, indem sie über das, was ihr passiert ist, schreibt und Kunst schafft. Wir erleben mit ihr die Scham, die Schuldgefühle, die Angst und die Verwirrung, die damit einhergehen, dass man sich selbst als machtlos gegenüber dem eigenen Leben fühlt. Vor allem, wenn es von jemandem verübt wird, der einen eigentlich bedingungslos lieben sollte.
Der Erzählstil ist sehr kraftvoll, da er vergangene Ereignisse nahtlos mit den Emotionen der Gegenwart verbindet, was die Lektüre sehr intensiv macht. Der Moment, in dem Clarissa den Mut findet, sich zu befreien, wird vielen Menschen Hoffnung geben, die daran erinnert werden müssen, dass auch sie ein Trauma überwinden und die Macht über ihr Leben zurückgewinnen können, egal, was in ihrer Vergangenheit passiert ist.
„Manchmal konnte ich vor Angst nicht atmen“ sollte von jedem gelesen werden, dessen Leben von Missbrauch berührt wurde – entweder von ihm selbst oder von jemand anderem. Es bietet nicht nur Einblicke, sondern auch Trost, da sich die Leserinnen und Leser weniger allein fühlen, weil sie wissen, dass es da draußen andere gibt, die ihren Schmerz verstehen, auch wenn ihr Schmerz anders aussieht als der Schmerz der anderen.
Clarissa Vogel ist Autorin, Künstlerin, Rednerin und Anwältin für Überlebende in Kalifornien, USA, wo sie eng mit Organisationen zusammenarbeitet, die Traumaüberlebende wie sie selbst unterstützen. Sie tritt häufig in Radiosendungen auf der ganzen Welt auf, um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, Zeiten des Kampfes zu verstehen, anstatt um jeden Preis nach Perfektion oder Erfolg zu streben. Ihre Memoiren „Manchmal konnte ich vor Angst nicht atmen“ geben uns Einblick in unsere eigenen Kämpfe und sind gleichzeitig eine fesselnde Lektüre.