Napoleon III. – der letzte Kaiser Frankreichs – ist eine historische Persönlichkeit, die nicht nur für Frankreich, sondern auch für Deutschland und Europa von großer Bedeutung war. In seiner Biographie „Napoleon III. Frankreichs letzter Kaiser“ zeichnet Johannes Willms ein ausgewogenes Bild dieser komplexen Herrscherpersönlichkeit.
Als Sohn eines im Exil lebenden Königs und einer englischen Mutter wuchs Napoleon III. fernab der französischen Aristokratie auf. Ein bewegtes und abenteuerliches Leben führte ihn in verschiedene Länder Europas, bevor er im Jahr 1852 den Thron bestieg.
Napoleon III. war ein vielschichtiger Charakter, der als Träumer und Realist, naiv und verschlagen beschrieben werden kann. Seine politischen Entwürfe waren häufig vorausschauend und innovativ, aber auch von Naivität und mangelhafter Umsetzung gekennzeichnet. Willms beleuchtet in seiner Biographie diese Ambivalenz und zeigt auf, wie diese schließlich zum Sturz Napoleons III. führte.
Ein wichtiger Teil der Biographie befasst sich mit der Außenpolitik des Kaisers. Hier wird deutlich, wie Napoleon III. sich gegenüber preußischen Machtansprüchen überschätzte und Frankreich schließlich in die Niederlage bei Sedan führte. Willms stellt hier eine Verbindung zwischen dem Sturz des Kaisers und der zukünftigen Hegemonie Deutschlands innerhalb Europas her.
Eine besondere Stärke von Willms Buch liegt darin, dass er die bestehenden Urteile über Napoleon III. nicht einfach übernimmt, sondern kritisch hinterfragt und aufzeigt, wie dessen Leistungen sowohl in Bezug auf Frankreich als auch Europa zu bewerten sind. So wird deutlich, dass Napoleon III. eine breite Modernisierung Frankreichs vorantrieb und zugleich den ständigen Wechsel von Reaktion und Revolution in seiner Regierung beendete.
Johannes Willms ist Historiker und Kulturkorrespondent der „Süddeutschen Zeitung“ in Paris. Er hat vielbeachtete Werke zur deutschen und französischen Geschichte geschrieben.