Ralf Dahrendorf war eine beeindruckende Persönlichkeit, die in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens in Erscheinung trat. Er war ein brillanter Intellektueller, ein mutiger Politiker und ein beherzter Moralist. In seinem Buch „Über Grenzen: Lebenserinnerungen“ schildert er seine außergewöhnliche Lebensgeschichte.
Dahrendorf wuchs in den dreißiger und vierziger Jahren in Deutschland auf. Er war der Sohn eines SPD-Reichstagsabgeordneten, der in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus ging und 1944 verhaftet wurde. Dahrendorf erzählt von seiner Familie, von den politischen Umbrüchen, die das Leben seiner Eltern begleitet haben, und von seinen eigenen Erfahrungen, die seine Weltanschauungen und sein späteres Engagement prägten. Nach seinem Studium der Philosophie und Philologie in Hamburg ging er an die London School of Economics. In seinen Forschungen und Schriften beschäftigte sich mit Marxismus, Klassen- und Sozialtheorien. Nach dem Studium lehrte er Soziologie in Hamburg, in Tübingen und Konstanz.
Ralf Dahrendorf, der im September 2009 im Alter von 80 Jahren verstarb, war einer der bedeutendsten deutschen Soziologen des 20. Jahrhunderts. Herausragend waren seine Beiträge zur Theorie der sozialen Konflikte und der Theorie der sozialen Schichtung. Er wurde 1968 zum Kommissar der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel ernannt, eine Position, die er bis 1970 innehatte. Später wurde er Mitglied des britischen House of Lords und lehrte als Professor am St. Antony’s College der University of Oxford. In Deutschland war er auch politisch aktiv und gehörte der FDP an.
„Über Grenzen“ ist wertvolle Ergänzung der Literatur zur europäischen Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts. Es bietet Einblicke in die Herausforderungen und Widersprüche des Lebens im Europa der Nachkriegszeit. Ralf Dahrendorfs Erinnerungen unterstreichen sein Vermächtnis als vielseitiger und grenzüberschreitender Intellektueller, der einen nachhaltigen Einfluss auf Politik und Wissenschaft in Europa und darüber hatte.