In dem Roman „Die Welle“ des amerikanischen Autors Morton Rhue geht es um ein Experiment, das der Lehrer Ben Ross mit seinen Schülern durchführt. Dabei soll den Jugendlichen verdeutlicht werden, wie schnell sich eine Gruppe zu einem Rädchen im Rad des Massenwahns entwickeln kann. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit, die sich in den 60er Jahren an einer kalifornischen High-School zugetragen hat und ist noch heute von großer Aktualität.
Die Schüler der High-School beschäftigen sich im Geschichtsunterricht mit dem Thema Nationalsozialismus. Die grausamen Verbrechen der Nazis erscheinen ihnen unvorstellbar und sie sind sich sicher, dass so etwas heute und bei ihnen in Amerika nicht mehr passieren könnte. Doch ihr Lehrer Ben Ross ist anderer Meinung und beschließt ein Experiment durchzuführen. Er gründet eine Bewegung namens „Die Welle“ und fordert seine Schüler auf, sich an den Uniformen und dem Gruß der Bewegung zu orientieren. Schnell gewinnt die Bewegung an Mitgliedern und es entsteht eine Gruppendynamik, die immer bedrohlichere Formen annimmt.
Doch was als unverbindliches Spiel beginnt, wird schnell zur ernsten Angelegenheit, als sich die Schüler von „Die Welle“ untereinander abgrenzen und Andersdenkende ausgrenzen. Es kommt zu Gewalttätigkeiten und Repressalien gegenüber denjenigen, die nicht bereit sind, sich der Bewegung anzuschließen. Schließlich eskaliert die Situation und es bedarf eines drastischen Einfalls des Lehrers Ben Ross, um die Bewegung wieder aufzulösen.
Der Roman nimmt den Leser mit auf eine erschreckende Zeitreise in die Vergangenheit. Rhue gelingt es, die Vorfälle der 60er Jahre so authentisch und realistisch darzustellen, dass der Leser das Gefühl hat, selbst dabei gewesen zu sein. Dabei werden viele wichtige Themen angesprochen, wie zum Beispiel die Gefahr von totalitären Regimen oder die Macht der Gruppendynamik. Besonders eindrucksvoll ist es, wie sich die Schüler im Laufe der Geschichte wandeln und wie schnell eine einzelne Person die Macht hat, andere zu beeinflussen.
Morton Rhue, auch bekannt unter dem Pseudonym Todd Strasser, wurde 1950 in New York geboren. Er studierte Englisch und Sozialwissenschaften und arbeitete danach als Lehrer und Journalist. Seine ersten Erfolge feierte er mit seinen Jugendbüchern, die sich vor allem an ein jugendliches Publikum richten. „Die Welle“ wurde sein bekanntestes Werk und machte ihn international bekannt. Dabei war es ihm wichtig, den Lesern zu zeigen, wie schnell sich eine Bewegung entwickeln kann und wie wichtig es ist, den eigenen Verstand einzuschalten. Dabei geht es ihm nicht darum, die Geschehnisse der Vergangenheit zu verurteilen, sondern vielmehr darum, auf die Gefahr von Totalitarismus und auf die Macht der Gruppendynamik hinzuweisen.
„Die Welle“ von Morton Rhue ist ein Muss für alle Leser, die sich für Themen wie Totalitarismus, Gruppendynamik und die Macht des einzelnen interessieren. Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit und zeigt eindrucksvoll, wie schnell sich eine Bewegung entwickeln kann und wie gefährlich diese sein kann. Dabei illustriert Morton Rhue seine Geschichte mit einem packenden Schreibstil, der den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Eine klare Empfehlung für alle, die auf der Suche nach einem anspruchsvollen und spannenden Jugendbuch sind!