„Venezianische Scharade“, der dritte Teil von Donna Leons international gefeierter Commissario Brunetti-Reihe, ist ein fesselnder Kriminalroman, der in der wunderschönen Stadt Venedig spielt.
Die Geschichte folgt Guido Brunetti, einem italienischen Polizeicommissario, der den mysteriösen Tod eines Transvestiten untersucht. Während er sich durch das komplexe Netz von Verdächtigen bewegt, entdeckt Brunetti, dass hinter diesem Fall mehr stecken könnte, als man auf den ersten Blick sieht. Mit seinem üblichen Witz und seiner Intelligenz deckt der Inspektor eine beunruhigende Verbindung zwischen dem Opfer und einigen der bekanntesten Bürger der Stadt auf.
Brunetti wird bei seinen Ermittlungen von seinen Kollegen von der Questura Venedig unterstützt: Claudia Griffoni, Ispettore Vianello und Signorina Elettra. Gemeinsam arbeiten sie daran, dieses verwirrende Rätsel zu lösen und gleichzeitig ihre eigenen persönlichen Probleme zu bewältigen.
Donna Leon gelingt es hervorragend, die venezianische Kultur in ihre Erzählung einzubinden, ohne sie mit übermäßigen Details oder Klischees zu überfrachten. Bestimmte Orte spielen zwar eine wichtige Rolle, um die Handlung voranzutreiben und Atmosphäre zu schaffen (der Rialto-Markt, der Markusplatz usw.), aber man hat nie das Gefühl, dass sie diese Orte nur als Requisiten oder Gimmicks benutzt.
Leons Werk ist nicht nur höchst unterhaltsam und spannend, sondern behandelt auch geschickt viele gesellschaftliche Themen wie Vorurteile und Intoleranz gegenüber Angehörigen von Randgruppen. Indem sie uns beide Seiten zeigt – die harte Realität, die die Menschen am Rande der Gesellschaft erleben, und die Art und Weise, wie sie von anderen wahrgenommen werden – gelingt es Leon, uns dazu zu bringen, unsere eigenen vorgefassten Meinungen von Zeit zu Zeit zu hinterfragen.
Der Leser wird bald erkennen, dass sich hinter der komplizierten Handlung eine Geschichte über Gerechtigkeit verbirgt – sowohl für diejenigen, denen Unrecht widerfahren ist, als auch für diejenigen, die Verbrechen gegen sie begangen haben – und darüber, Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, unabhängig von ihrem Hintergrund.
„Venezianische Scharade“ wird nicht nur Fans von Donna Leons Schreibstil, sondern auch von Krimis im Allgemeinen begeistern, denn es bietet alles, was man von einem herausragenden Krimi erwartet, und setzt mit seinen zum Nachdenken anregenden Themen noch einen drauf.
Donna Leon ist eine amerikanische Schriftstellerin, die seit 1981 in Venedig lebt; sie hat 30 weitere Bücher über Commissario Brunetti geschrieben, darunter zuletzt „Flüchtiges Begehren“ (2019). Sie spricht fünf Sprachen fließend, darunter Englisch, Deutsch, Französisch und Italienisch; ihre Bücher wurden weltweit in 34 Sprachen übersetzt und mehrere Filme, die auf ihnen basieren, wurden im Fernsehen ausgestrahlt. Sie schreibt nicht nur über Venedig für internationale Publikationen wie das New York Times Magazine und Internazionale, sondern war von 2005 bis 2013 auch eine der Honorarkonsuln der Stadt; 2008 wurde sie mit dem deutschen Orden Pour le mérite für besondere Verdienste ausgezeichnet.
