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Filmzeit, Lebenszeit – Erinnerungen von Edgar Reitz

by BuecherFuchs

Edgar Reitz ist vielen Menschen als Regisseur der berühmten „Heimat“-Trilogie bekannt und hat damit Filmgeschichte geschrieben. Doch Reitz ist nicht nur ein begnadeter Regisseur, sondern auch ein beeindruckender Schriftsteller. In seiner Autobiografie „Filmzeit, Lebenszeit – Erinnerungen“ lässt er uns an seinen persönlichen Erlebnissen teilhaben und verbindet sie gekonnt mit den historischen Zeitläufen.

Schon zu Beginn des Buches wird klar, dass Reitz kein Blatt vor den Mund nimmt. Er beschreibt schonungslos die Erlebnisse seiner Kindheit in den 1930er Jahren und seiner Jugend im Krieg. Dabei beschreibt er nicht nur die äußeren Umstände, sondern auch seine eigenen Gedanken und Gefühle. Besonders bewegend ist dabei seine Beziehung zu seinem Vater, der im Krieg diente und für den Edgar Reitz immer ein großes Vorbild war.

Auch die Zeit nach dem Krieg beschreibt Reitz ungeschönt und zeigt dabei, wie schwierig es für viele war, wieder Fuß zu fassen. Doch trotz aller Schwierigkeiten gab es für ihn auch Lichtblicke, wie zum Beispiel seine Studienzeit in München. Hier öffneten sich ihm neue kulturelle Welten und er lernte viele für ihn bedeutende Menschen kennen.

Besonders interessant für Filmliebhaber sind natürlich die Passagen über Reitz‘ Arbeit im Bereich des Films. So beschreibt er zum Beispiel sehr lebhaft die Zeit, als er zusammen mit den Unterzeichnern des Oberhausener Manifests den Slogan „Papas Kino ist tot!“ verbreitete und damit die Geburtsstunde des Neuen Deutschen Films einläutete. Auch seine Begegnungen mit Größen wie Romy Schneider, Bernardo Bertolucci oder Luis Buñuel sind spannend zu lesen und geben einen interessanten Einblick in die Welt des Films.

Besonders beeindruckend ist, wie Reitz immer wieder persönliche Erfahrungen mit historischen Ereignissen und Entwicklungen verknüpft. So beschreibt er zum Beispiel seine Begegnung mit Günter Eich in Verbindung mit der politischen Situation in den 1950er Jahren. Dadurch entsteht ein lebendiges Gesamtbild, das nicht nur die eigene Geschichte des Autors, sondern auch die seiner Generation widerspiegelt.

„Filmzeit, Lebenszeit – Erinnerungen“ ist ein sehr persönliches und berührendes Buch, das auch für Leser, die sich nicht intensiv mit dem Werk von Edgar Reitz beschäftigt haben, lohnenswert ist. Reitz schreibt dabei sehr authentisch und gibt ehrliche Einblicke in seine Gedanken und Gefühle, aber auch in historische Ereignisse und Entwicklungen. Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.

Edgar Reitz selbst ist eine faszinierende Persönlichkeit, die nicht nur im Bereich des Films, sondern auch in vielen anderen Bereichen sehr aktiv ist. So war er zum Beispiel Mitgründer des Schauspielhauses Bochum und gründete später das Institut für Filmgestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Sein Werk als Regisseur ist geprägt von seiner Liebe zur Heimat und seiner Beschäftigung mit historischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Fragen. In dieser Hinsicht passt auch sein Buch „Filmzeit, Lebenszeit – Erinnerungen“ wunderbar in sein Gesamtwerk. Hier zeigt er uns einmal mehr, dass es ihm nicht nur um die reine Unterhaltung, sondern auch um eine Auseinandersetzung mit der Welt geht.

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