Die Lektüre von „Kein Nebel in Havanna“ von Leopold G. Haller führt auf eine Zeitreise in das Westdeutschland der späten 1970er-Jahre und mitten in eine sehr persönliche Suche nach der eigenen Identität. Der Protagonist Paul Rothmann erlebt in diesem Roman seinen individuellen, literarischen und politischen Aufbruch, der ihn aus der tiefen Provinz über die pulsierende Großstadt bis in die Karibik führt.
Die Geschichte wird aus der Perspektive des jungen Paul erzählt, der sich auf der Suche nach sich selbst befindet. Wir begleiten ihn auf seinem Weg zum Erwachsenwerden, nehmen teil an seinen inneren Konflikten und tauchen ein in seine Gedanken über Erotik, Liebe, Literatur, Musik und Tee. Aber auch zukunftsweisende Themen wie Wettrüsten versus Abrüstung beschäftigen ihn.
Die politische Situation der damaligen Zeit spiegelt sich in Pauls Leben wider. Die Jugend erhebt sich und protestiert gegen die Politik und versucht auf ihre Weise, das Ruder für eine bessere Welt herumzureißen. Die Friedensbewegung von damals zeigt viele deutliche und interessante Parallelen zur Klimabewegung von heute. Es ist erstaunlich zu sehen, wie aktuell die Themen von damals noch immer sind.
Leopold G. Haller versteht es meisterhaft, das Leben eines jungen Mannes in den 1970er-Jahren in all seinen Facetten zu beschreiben. Sein Schreibstil ist sehr einfühlsam und detailreich. Durch seine sprachliche Präzision gelingt es ihm, den Leser in die Stimmung der Zeit eintauchen zu lassen.
Der Autor hat selber eine bewegte Geschichte und kann somit auch als Vorbild für Paul Rothmann betrachtet werden. Leopold G. Haller wurde 1941 in Berlin geboren und musste als Kind aus seiner Heimat fliehen. Er lebte in verschiedenen Ländern und lernte unterschiedliche politische Systeme kennen. Diese Erfahrungen haben ihn geprägt und fließen auch in sein Schreiben ein.