Ulrich Scharfenorth beschreibt in seinem Buch „Da war mehr als Bitterfeld“ seine Erfahrungen als Ossi in einer Zeit des Umbruchs. Die Wendezeit hatte nicht nur politische Veränderungen im Gepäck, sondern bedeutete auch für viele Menschen eine Suche nach einer neuen Identität und Orientierung.
Das Buch ist eine facettenreiche Sammlung von Erzählungen, die in unterschiedlichen Zeiten und Situationen spielen. Sie sind geprägt von einer tiefen Sehnsucht nach den verlorenen Dingen. Es geht um die Verhältnisse im Osten Deutschlands und um das, was in der Zeit des Umbruchs und der Transformation verloren ging. Scharfenorth zeigt uns jedoch auch, dass es trotz aller Schwierigkeiten und Verluste immer noch etwas zu entdecken gibt und dass wir eine Chance haben, das Neue zu umarmen.
Scharfenorth machte sich nach dem Ende der DDR auf den Weg in den Westen und ließ dabei seine alte Identität hinter sich. Als „Neu-Westler“ im Rheinland musste er sich erst einmal neu orientieren und einen Platz in der neuen Welt finden. Die Geschichten in diesem Buch sind ehrlich, direkt und manchmal auch unbequem. Sie lassen uns teilhaben am Schicksal eines Mannes, der sein Leben immer wieder neu erfindet und dabei nie den Kontakt zu seinen Wurzeln verliert.
Mal beschreibt Scharfenorth seine Erlebnisse auf Reisen, mal beschäftigt er sich mit Themen wie Einsamkeit oder Verlust. Dabei legt er stets den Fokus auf die menschlichen Erfahrungen und Gefühlswelten, die uns alle verbinden. Auch Themen wie die Umweltverschmutzung oder die Rolle der Kirchen in der DDR werden von ihm aufgegriffen. Das Buch ist jedoch keine Nostalgie- oder Ostalgie-Sammlung. Scharfenorth geht kritisch mit der Wendezeit und den Folgen um. In den Beschreibungen der Schwierigkeiten, die viele Menschen im Osten nach der Wende hatten, einen neuen Platz in der Gesellschaft zu finden wird deutlich, wie sich die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland in der Biographie vieler einzelner Menschen niederschlugen
Ulrich Scharfenorth, geboren 1941 in Lehnitz (Land Brandenburg) war von 1964-90 als Technologe, Forscher und Gutachter in der Stahlindustrie der DDR tätig und von 1997-2004 Chefredakteur einer Fachzeitschrift für die Stahlwirtschaft. Heute lebt er als freier Journalist und Autor in Ratingen. Mit „Da war mehr als Bitterfeld“ legt er eine eindrucksvolle Sammlung von Erzählungen und Reflexionen vor, die nicht nur Einblicke in seine eigene Biographie geben, sondern auch viele Themen und Fragen aufgreifen, die nicht nur für Menschen in der ehemaligen DDR relevant sind. Ein Buch, das in seiner Spiegelung von Vergangenheit und Gegenwart eine hohe Aktualität aufweist.