Thea Leitner, österreichische Historikerin und Autorin, hat mit ihrem Buch „Habsburgs verkaufte Töchter“ eine eher unbekannte Seite der europäischen Geschichte zu Tage gebracht. Die Biographien der Habsburger Prinzessinnen, die schon im Kindesalter zu Spielbällen im Kampf um die Macht und somit der Politik verschrieben wurden, sind bis heute wenig beachtet worden. Doch Leitner zeigt, dass viele dieser Frauen alles andere als Opfer ihrer Herkunft waren.
In ihrem Werk konzentriert sich Leitner auf die Lebensgeschichte von fünf Habsburger Prinzessinnen: Marie Antoinette, Maria Theresia, Maria Amalia, Maria Josepha und Maria Carolina, die schon als Kinder auf die politischen Pläne ihrer Familien festgelegt wurden, um politische Bündnisse zu schließen oder den Machtbereich der Habsburger zu erweitern.
Die Mädchen hatten keinerlei Mitspracherecht bei der Wahl des Ehemannes oder der Gestaltung ihres Lebens. Stattdessen waren sie gezwungen, in eine Rolle zu schlüpfen, die ihnen vorgeschrieben wurde. Ihre Ehe war zumeist eine politische Heirat und sollte die Interessen der Dynastie bedienen. Leitner zeigt jedoch auf, dass selbst in diesen starren Strukturen einige Frauen einen erstaunlichen Willen zur Selbstbestimmung und Unabhängigkeit hatten.
Maria Theresia, die Tochter von Kaiser Karl VI. wurde Herrscherin des Heiligen Römischen Reiches. Sie war nicht nur eine mächtige Monarchin, sondern auch eine liebevolle Mutter von 16 Kindern. Obwohl sie ihre Rolle als Herrscherin sehr ernst nahm und reformerische Maßnahmen einleitete, stand ihre Familie immer an erster Stelle. Einige ihrer Entscheidungen wurden getroffen, um den Ruf und die Sicherheit ihrer Familie zu wahren.
Marie Antoinette, die Tochter von Maria Theresia und Frau des französischen Königs Louis XVI., ist eine weitere der „verkauften Töchter“ Habsburgs. Leitner beschreibt detailliert ihren Werdegang von ihrer Kindheit in Wien bis hin zu ihrem Leben am französischen Hof. Die Autorin zeigt, wie Marie Antoinette zu einer der meistgehassten Frauen Europas wurde und wie die öffentliche Meinung über sie umschlug: von Bild der bewunderten Modeikone zu dem einer Verschwenderin und einer Gefahr für Frankreich.
Leitner präsentiert ihre Forschungsergebnisse auf eine Weise, die den Leser von Anfang an in den Bann ihrer Erzählung zieht. Sie zeigt, wie sich das Leben dieser Frauen durch politische Entscheidungen, Intrigen und Machtspiele veränderte und es ihnen dennoch immer wieder gelang, trotz ihrer eingeschränkten Möglichkeiten ihren Willen durchzusetzen.
Eindrucksvoll schildert sie die Habsburger Prinzessinnen als Frauen, die nicht nur politisch und gesellschaftlich aktiv waren, sondern auch eine eigenständige Persönlichkeit, eigene Wünsche und Sehnsüchte hatten. Manche von ihnen besaßen eine große geistige Ausstrahlung und Intelligenz. Sie trugen maßgeblich dazu bei, die Machtstellung der Habsburger zu erhalten und auszubauen. Leitners Buch zeigt uns, dass die Geschichte der Habsburger nicht nur eine Geschichte von Krieg, Diplomatie und wirtschaftlichem Fortschritt ist, sondern auch eine Geschichte von starken Frauen.