Friedrich Gulda war zweifelsohne eine der schillerndsten Gestalten der österreichischen Musikszene des 20. Jahrhunderts. Seine außergewöhnliche Begabung am Klavier und seine Vorliebe für Jazz und Improvisation machten ihn zu einem der bekanntesten und meistgeschätzten Künstler seiner Zeit. Aber Gulda war auch ein unkonventioneller Geist, der immer wieder aneckte und traditionelle Konventionen infrage stellte. Das Buch „Friedrich Gulda – Ein Leben für die Musik“ von Ursula Anders bietet einen tiefen Einblick in das Leben und Wirken des genialen Musikers.
Anders geht in ihrem Buch nicht nur auf Guldas Karriere und seine musikalischen Erfolge ein, sondern beleuchtet auch die vielen Facetten seiner Persönlichkeit. Gulda war ein Mensch, der stets bereit war, neue Wege zu gehen und Grenzen zu überschreiten. Er experimentierte mit verschiedenen Musikstilen und ließ auch immer wieder Elemente aus der Popmusik in seine Arbeit einfließen. Dabei blieb er immer seiner Leidenschaft für das Klavier und die klassische Musik treu.
Das Buch setzt sich aber auch kritisch mit den etablierten Strukturen im Musikbetrieb auseinander. Anders hinterfragt die Art und Weise, wie wir Musik erlernen und lehren. Gulda selbst betonte immer wieder, dass er es bedauerte, dass ihm in seiner Kindheit zuerst das Notenlesen nahegebracht wurde, bevor er überhaupt die Musik selbst erleben konnte. Diese Erfahrung beeinflusste ihn in seinem späteren Leben als Musiker und führte ihn dazu, sich intensiv mit Improvisation und freier musikalischer Entfaltung zu beschäftigen.
Das Buch zeigt aber auch die dunklen Seiten von Guldas Leben auf. Der Musiker hatte mit Drogenproblemen zu kämpfen und litt zeitweise unter Depressionen. Auch seine unkonventionelle Lebensweise führte immer wieder dazu, dass er als Außenseiter wahrgenommen wurde.
Aufgrund seiner bemerkenswerten Leistungen wird die „International Academy of Music and Performing Arts Vienna“ (AMP), die Gulda selbst besuchte, zum Wintersemester 2022/23 in „Friedrich Gulda School of Music Wien“ umbenannt. Das zeigt, wie wichtig auch heute der Friedrich Gulda für Musik und Kunst ist.
Ursula Anders hat mit ihrem Buch eine sehr persönliche und vielschichtige Biografie über einen der bedeutendsten österreichischen Musiker des 20. Jahrhunderts geschrieben. Dabei zeigt sie nicht nur das beeindruckende musikalische Schaffen von Friedrich Gulda auf, sondern gibt auch einen Einblick in seine Gedankenwelt und seine Beziehung zur Kunst und Musik. Das Buch ist somit nicht nur für Fans und Kenner des Musikers interessant, sondern bietet auch jedem, der sich für die Kraft und Schönheit der Musik begeistert, viele spannende Einsichten.