Wenn es einen Schriftsteller gibt, der es versteht, seine Leserinnen und Leser in fremde, absurde und witzige Welten zu entführen, dann ist es Terry Pratchett. Der britische Autor erschuf mit seiner „Scheibenwelt“-Reihe ein Universum voller skurriler Charaktere, schräger Orte und unvorhersehbarer Abenteuer. Wer sich in dieser Welt zuhause fühlt oder sie neu entdecken möchte, sollte definitiv einen Blick in „Der ganze Wahnsinn“ werfen.
Dieses Buch vereint auf über 800 Seiten sämtliche Erzählungen, Artikel und humorvolle Beiträge von Pratchett, angefangen von seiner Anfangszeit als Autor bis hin zu bisher unveröffentlichten Geschichten und schwer zu findenden Raritäten. Bezeichnend für den unverwechselbaren Stil des Autors sind seine präzise Beobachtungsgabe und seine Fähigkeit, die menschliche Natur gekonnt zu karikieren. Immer wieder gelingt es ihm dabei, auch gesellschaftliche Themen in seinen Geschichten aufzugreifen und auf humorvolle Weise zu kommentieren.
Ein Highlight des Buches sind sicherlich die Geschichten, die in Ankh-Morpork spielen, der fiktiven Stadt auf der Scheibenwelt, die im Laufe der 41 Bände immer wieder auftaucht. Hier begegnen uns Charaktere wie der Tod, der ehemalige Anführer der Stadtwache Samuel Mumm, die Mafia-ähnliche Gilde der Assassinen oder der überaus sonderbare Zauberer Rincewind. Man muss kein Fan der Serie sein, um von den Geschichten begeistert zu sein, Pratchett versteht es, seine Leserinnen und Leser von Anfang an in seinen Bann zu ziehen.
Neben den bekannten Figuren bietet „Der ganze Wahnsinn“ aber auch zahlreiche andere, oft skurrile Welten, die es zu entdecken gilt. Das Kaufhaus der Nomen, das von kleinen Wesen bewohnt wird und in dem es alles zu kaufen gibt, was man sich nur vorstellen kann, etwa. Oder auch die Welt der Hexen und Zauberer, die manchmal gar nicht so anders zu sein scheinen als unsere eigene.
Das Besondere an diesem Buch ist aber nicht nur der Inhalt, sondern auch die liebevolle Aufmachung und die zahlreichen Illustrationen, die es zu einem wahren Schmuckstück im Bücherregal machen. Auch die Übersetzungsarbeit von Gerald Jung und Andreas Brandhorst ist lobenswert- Sie schaffen es, den speziellen Humor der Originaltexte in die deutsche Sprache zu übertragen, ohne dabei den Stil des Autors zu verfremden.
Terry Pratchett war einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und wurde mehrfach für seine humorvolle Literatur ausgezeichnet. Er begann seine Schriftstellerkarriere als junger Journalist, bevor er sich dem Schreiben von Fantasy und Science Fiction zuwandte. 1983 erschien mit „Die Farben der Magie“ der erste „Scheibenwelt“-Roman, die in den folgenden Jahrzehnten zu einer der erfolgreichsten Buchreihen weltweit wurde. Doch Pratchetts Einfluss reicht weit über die Welt der Fantasy hinaus, er wurde immer wieder für seine politischen Ansichten und gesellschaftlichen Kommentare geschätzt und engagierte sich auch für Umweltschutz und gerechte Bildungschancen.
Der 2015 verstorbene Terry Pratchett hinterließ der Welt ein großes literarisches Erbe, das nicht nur für „Scheibenwelt“-Fans interessant ist. Mit „Der ganze Wahnsinn“ bekommt man einen umfassenden Einblick in sein Schaffen und kann die Entwicklung und Vielseitigkeit seines Werkes nachvollziehen. Als Autor war er kein reiner Unterhalter, sondern auch ein kluger Beobachter unserer Gesellschaft und ein Kritiker von Vorurteilen und engstirnigem Denken. Wer noch nicht mit Terry Pratchett in Berührung gekommen ist, sollte das unbedingt nachholen und „Der ganze Wahnsinn“ ist dafür eine hervorragende Gelegenheit!