Hannelore Kohl, die Ehefrau des deutschen Bundeskanzlers Helmuth Kohl, stand stets im Schatten ihres Mannes und verbrachte ihr Leben weitgehend im Hintergrund. Bei ihren öffentlichen Auftritten sah man eine zurückhaltende Frau mit versteinertem Lächeln. Der Journalist und Autor Heribert Schwan hat zehn Jahre nach ihrem tragischen Tod mit „Die Frau an seiner Seite – Leben und Leiden der Hannelore Kohl“ ein einfühlsames, aber auch erschütterndes Porträt der Politikergattin veröffentlicht.
Schwan stand bis zwei Tage vor ihrem Selbstmord in engem Kontakt mit Hannelore Kohl und führte ausführliche Gespräche mit den engsten Freundinnen und Vertrauten. Aus dieser Fülle an Insiderwissen zeichnet Schwan das Leben und Leiden einer einsamen Frau nach.
Hannelore Kohl wurde 1933 geboren und wuchs in einer konservativen Familie auf. Ihre Eltern erzogen sie zu einem disziplinierten, aber auch ängstlichen Kind. Ihre Kindheit war geprägt vom Krieg und der Nachkriegszeit, sie musste viele Entbehrungen hinnehmen. Sie studierte Pädagogik und heiratete den aufstrebenden Politiker Helmut Kohl. Sie wurde zu einer wichtigen Stütze und Beraterin für ihren prominenten Mannes, kümmerte sich um die gemeinsamen Kinder, organisierte offizielle Empfänge und setzte sich für wohltätige Zwecke ein.
In späteren Jahren litt Hannelore Kohl an einer sehr seltenen Krankheit: einer Lichtallergie namens Porphyrie, und konnte sich nur noch unter großer Anstrengung außerhalb des Hauses aufhalten. Das führte dazu, dass sie sich zunehmend zurückzog, ihren Freundeskreis vernachlässigte und immer einsamer wurde. In den ausführlichen Gesprächen mit Schwan wurde deutlich, wie belastend dieses Leben für Hannelore Kohl war, und dass sie sich nicht mehr helfen konnte.
Schwan berichtet in seinem Buch auch über die schwere Depression von Hannelore Kohl ein, die schließlich zu ihrem Suizid führte. Er weist darauf hin, wie wenig Hilfe sie in ihrem persönlichen Umfeld erhalten hat und wie sehr sie unter Einsamkeit und Isolation litt. Schwan bleibt in seinem Buch stets einfühlsam und respektvoll und zeigt, dass Hannelore Kohl bei aller Leidensgeschichte eine starke Persönlichkeit war.
Heribert Schwan, geboren 1944, war Redakteur beim Deutschlandfunk und beim WDR-Fernsehen. Für seine Dokumentationen erhielt er zahlreiche nationale und internationale Preise. Er ist Autor einer dreibändigen Helmut Kohl-Biografie und verfasste Bücher über eine Reihe anderer deutscher Politiker, darunter Richard von Weizsäcker, Helmut Kohl oder Erich Mielke. Schwan befasste sich auch intensiv mit der Stasi und veröffentlichte Bücher zu diesem Thema.