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Brückenbauer: Als sich Deutsche und Chinesen näher kamen. Eine persönliche Rückschau von Hans Modrow

by BuecherKatze

Hans Modrow, ehemaliger Sekretär der SED, vorletzter Ministerpräsident der DDR, Bundestagsmitglied und EU-Abgeordnter, befasst sich in seinem Buch „Brückenbauer: Als sich Deutsche und Chinesen nahe kamen. Eine persönliche Rückschau“ mit den Beziehungen zwischen Deutschland und China. Modrow hatte im Lauf seiner 60-jährigen Tätigkeit als Politiker unzählige Male China in verschiedenen politischen Funktionen besucht und als Zeitzeuge den Wandel des Landes miterlebt.

Historisch betrachtet, waren die Beziehungen zwischen den beiden Nationen nicht immer friedlich, insbesondere aufgrund der kolonialen Vorherrschaft Deutschlands in China vor dem Ersten Weltkrieg, sowie des brutalen Vorgehens von Deutschlands engem Bündnispartner Japan während des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich die Beziehungen zwischen der DDR und China vielversprechend, während beide Länder von den westlichen Staaten boykottiert wurden.

Modrow geht auch auf den Bruch zwischen China und der Sowjetunion in den sechziger Jahren ein, der Peking näher an die USA brachte. Seit der Öffnung des Landes unter Deng Xiaoping im Jahr 1978 entwickelte sich China zur zweitstärksten globalen Wirtschaftsmacht. Die westlichen etablierten Staaten versuchen jedoch, das Land zu isolieren, indem sie politische, ökonomische und ideologische Maßnahmen ergreifen.

Modrow beschreibt seine zahlreichen Reisen in die Volksrepublik China, bei denen es ihm auch darum ging, Brücken zwischen Deutschen und Chinesen zu bauen und ein Verständnis für die jeweils andere Seite zu gewinnen. Er erzählt von Begegnungen mit chinesischen Politikern, Wissenschaftlern und Künstlern und betont dabei immer wieder die Bedeutung der menschlichen Beziehungen im Umgang mit anderen Kulturen.

Bemerkenswert ist Modrows persönliche Haltung gegenüber der Politik Chinas. Er beschönigt nicht die Unrechtsakte und Menschenrechtsverletzungen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben und auch im heutigen China gang und gäbe sind, doch er ist der Meinung, dass nur Dialog, statt Isolation, die Lage verbessern kann. Modrow argumentiert, dass der wirtschaftliche Aufstieg Chinas es erfordert, dass Deutschland und China eine echte Partnerschaft eingehen, die gleichzeitig menschenrechtliche Fragen anspricht.

„Brückenbauer: Als sich Deutsche und Chinesen nah kamen. Eine persönliche Rückschau“ ist ein sehr gut geschriebenes und lesenswertes Stück Zeitgeschichte, das die Wichtigkeit des Dialogs zwischen verschiedenen Kulturen und Ländern verdeutlicht.

Hans Modrow, Jahrgang 1928, aufgewachsen in Pommern, war von 1958 bis 1990 Mitglied der Volkskammer. Nach sechzehn Jahren als 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Dresden, erhielt er im Herbst 1989 vom Parlament den Auftrag, eine neue Regierung der DDR zu bilden. Später war er Mitglied des Deutschen Bundestages und des Europäischen Parlaments. Er war Ehrenvorsitzender der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) und Vorsitzender des Ältestenrates der Partei Die Linke. Hans Modrow starb im Februar 2023 in Berlin.

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