Wilfried de Jong, niederländischer TV-Moderator, Theater- und Filmemacher sowie Schriftsteller, hat bereits in seinem Werk „Kop in de Wind“ seine Liebe zum Radsport offenbart. Mit „Ein Mann und sein Rad – Geschichten vom Radfahren“ legt er nun eine Sammlung von zwanzig Erzählungen vor, die alle eines gemein haben: das Fahrrad. Doch es geht in diesen Geschichten nicht nur um das Radfahren an sich, sondern auch um Begegnungen mit interessanten Menschen und um Erlebnisse, die auf dem Rennrad oder einem anderen Bike möglich werden.
Die Erzählungen sind sehr unterschiedlich und doch gelingt es de Jong, eine durchgehende Atmosphäre zu kreieren, die von einem Gefühl der Freiheit und Leichtigkeit geprägt ist. So führt er uns z. B. durch Manhattan, wo er sich mit einem wortkargen Obdachlosen auf dem Radweg anfreundet („Trouble auf dem Radweg“). Oder er erzählt vom Aufstieg auf den Mont Ventoux, einem Ziel vieler Rennradfahrer (die Geschichte „Von roten Zahlen und schwarzen Tagen“). Dabei geht es jedoch nicht nur um das körperliche Erleben des Berges, sondern auch um das spürbare Verschmelzen von Natur und Mensch.
In einer anderen Geschichte („Das Grünstreifenwunder“) beschreibt de Jong eine Fahrt durch seine Heimatstadt Rotterdam, die zugleich eine Entdeckungsreise ist: er entdeckt eine kleine Oase mitten in der Stadt und weiß, dass er bald wiederkommen wird. Diese Begeisterung für das Entdecken von neuen Orten und Wegen zieht sich durch das gesamte Buch und macht es zu einem wunderbaren Lesevergnügen.
Dabei schafft es de Jong auf bemerkenswerte Weise, auch die weniger schönen Seiten des Radsports darzustellen. In „Das Geradeausfahren“ z.B. beschreibt er den schweren Unfall eines Freundes, der durch einen schrecklichen Zusammenstoß mit einem Auto ums Leben kommt. Diese Geschichte bewegt und zeigt, wie schnell das Glück auf dem Rennrad sich in Leid verwandeln kann.
In allem aber bleibt „Ein Mann und sein Rad“ ein Ode an den Rennradfahrer, der gleichermaßen Freiheit, Abenteuer und einen Ausstieg aus dem alltäglichen Leben bedeuten kann. De Jongs Schreibstil ist dabei ansteckend und hinterlässt den Wunsch, sofort aufs Rad zu steigen und sich die idyllischen Landschaften vor Augen zu führen, die er so gekonnt beschreibt.
Wilfried de Jong ist ein wesentliches Mitglied in der niederländischen Kulturszene. Als Journalist und Autor hat er eine Reihe von Büchern veröffentlicht und auch als Fernseher hat er sich einen Namen gemacht. Er hat diverse Dokumentationsfilme über Tour-de-France-Sieger gedreht und war auch selber in der Sendung Holland Sport zu sehen. Die Liebe zum Radsport spiegelt sich in vielen Werken de Jongs wider und auch in „Ein Mann und sein Rad“ wird deutlich, dass de Jong ein echter Enthusiast und nicht nur ein fahrradintressierter Autor ist.
Fazit: „Ein Mann und sein Rad“ ist eine wunderbare Sammlung von Erzählungen, die das Leben auf dem Fahrrad zelebrieren. Wilfried de Jong schafft es, den Leser gleichermaßen zu amüsieren und zu bewegen und entführt ihn dabei in die schönsten Gebiete der Niederlande, aber auch auf einen Abstecher nach New York oder in die französischen Berge. Ein Buch, das sowohl für Rennradfahrer als auch für alle anderen Radfans uneingeschränkt zu empfehlen ist.