Seit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands hat sich viel verändert. Doch wie sieht es tatsächlich aus in Ostdeutschland? Hat sich das Leben der Menschen wirklich verbessert? Der ehemalige DDR-Innenminister und Vize-Premier Peter-Michael Diestel hat gemeinsam mit dem MDR-Journalisten Michael Hametner ein Buch veröffentlicht, das sich mit genau diesen Themen auseinandersetzt.
In „Ruhe gebe ich nicht – Gespräche über die unvollendete deutsche Einheit“ stellt Diestel die unbequeme Frage, ob die Behandlung der Menschen in Ostdeutschland in den letzten dreißig Jahren die größte Ausgrenzung einer Minderheit darstellt. Und er bejaht es. Er beschreibt authentisch und schonungslos seine eigene Rolle während des deutschen Vereinigungsprozesses und thematisiert dabei auch brisante Aspekte, die so noch nicht betrachtet wurden.
Dabei geht es um die unvollendete deutsche Einheit und um Diestels Erfahrungen mit den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Ost- und Westdeutschland. Aber auch seine Kritik an den Entwicklungen im Deutschland der Merkel-Jahre wird nicht ausgespart.
Es gelingt Diestel und Hametner mit diesem Buch sehr gut, komplexe Zusammenhänge anschaulich darzustellen und dem Leser und der Leserin ein besseres Verständnis für die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen Deutschlands in den letzten Jahrzehnten zu vermitteln.
Peter-Michael Diestel, geboren 1952, studierte an der Karl-Marx-Universität Leipzig Rechts- und Staatswissenschaften. 1990 amtierte er als letzter Innenminister der DDR und als stellvertretender Ministerpräsident der DDR, bevor er Mitglied der CDU wurde. Am 1. Juli 1990 unterzeichnete er gemeinsam mit Wolfgang Schäuble den Vertrag über den Abbau der Grenzanlagen zwischen der DDR und der Bundesrepublik. In seine Amtszeit fiel die Übergabe der Stasi-Abhörakten über westdeutsche Politiker an den Verfassungsschutz der Bundesrepublik Deutschland. Nach der Wiedervereinigung wurde Diestel Mitglied des Bundestags und später des Landtags von Brandenburg. Mit „Ruhe gebe ich nicht“ liefert er nun eine ehrliche und kritische Analyse der Entwicklungen in Deutschland.