In ihrem kraftvollen und inspirierenden Buch „Ich habe einen Namen“ erzählt Chanel Miller die Geschichte ihrer mutigen Reise, um Gerechtigkeit zu erlangen, nachdem sie an der Stanford University vergewaltigt wurde. Das Buch wirft einen schonungslosen Blick auf die Folgen von sexueller Gewalt und ihre verheerenden psychologischen, zwischenmenschlichen und rechtlichen Auswirkungen.
Das Buch beginnt mit Millers Aussage vor Gericht gegen ihren Angreifer Brock Turner, der trotz der Schwere seines Verbrechens eine milde Strafe von nur sechs Monaten Gefängnis erhielt. Sie beschreibt, wie sie sich in dieser Zeit machtlos und klein fühlte, aber schließlich die Kraft fand, für Gerechtigkeit zu kämpfen und ihre Geschichte zu erzählen. Durch ihre eindringlichen Worte zeigt Miller, wie tief die Vergewaltigungskultur in unserer Gesellschaft verwurzelt ist, wie sie nicht nur die Überlebenden, sondern auch ihre Familien und Gemeinden betrifft und wie die Opfer oft beschuldigt oder ignoriert werden.
Miller schreibt ganz offen über die Angst, die Schuldgefühle, die Wut und die Verzweiflung, die auf den Angriff folgten. Sie spricht offen darüber, dass sie die meiste Zeit des Prozesses nicht zu Wort kam – ihre Viktimisierung wurde von ihrem Umfeld heruntergespielt – und sagt, dass es sie sehr viel Mut gekostet hat, sich als Emily Doe zu outen. Mit anschaulichen Details zeigt Miller auf, wie die Vergewaltigungskultur den Opfern statt den Tätern die Schuld gibt, die Sexualität der Frauen beschämt, anstatt sie zu feiern, und die Menschen nicht für ihre Taten zur Verantwortung zieht.
Im zweiten Teil von „Ich habe einen Namen“ geht es um Millers Weg, die Autonomie über ihr eigenes Leben zurückzuerlangen, nachdem sie durch die Handlungen eines anderen verletzt wurde. Sie schreibt offen darüber, wie sie nach dem Angriff durch Scham zum Schweigen gebracht wurde, wie sie danach mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kämpfte, wie sie lernte, in intimen Beziehungen wieder zu vertrauen und wie sie trotz des Traumas Freude im Alltag fand. Mit unerschrockener Ehrlichkeit und Verletzlichkeit reflektiert Miller auch über Momente, in denen sie sich schwach oder verängstigt fühlte – Zeiten, in denen sie die Hoffnung aufgeben wollte -, aber sie erinnert uns daran, dass wir selbst in widrigen Situationen immer die Resilienz der Entmutigung vorziehen können.
Neben dem ernüchternden Blick auf sexuelle Gewalt ist „Ich habe einen Namen“ auch voller Inspiration für Leserinnen und Leser, die in diesen turbulenten Zeiten nach Hoffnung suchen. Indem sie ihre Geschichte in diesem Buch und auf anderen Plattformen wie TED Talks und Interviews in beliebten Fernsehsendungen wie „60 Minutes“ erzählt, ist Miller zu einer Fürsprecherin für Überlebende auf der ganzen Welt geworden, die sich Gehör verschaffen wollen – auch wenn sie keinen Zugang zu Macht oder Privilegien haben, die andere vielleicht haben.
Chanel Miller ist eine Essayistin, deren Arbeiten unter anderem von Buzzfeed News veröffentlicht wurden. Derzeit arbeitet sie als Künstlerin mit den Schwerpunkten Bildhauerei, Malerei, Fotografie, Video, Poesie, Spoken Word, Installationskunst, Performance Art, Street-Art und digitale Medienkunstformen. Zusätzlich zu ihrem Buch „Ich habe einen Namen“ hat Chanel vor kurzem einen Podcast mit dem Titel „Know My Name“ veröffentlicht, in dem die Moderatoren Themen im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen diskutieren, wie z.B. die Heilung von Traumata durch Aktivismus, zusammen mit Geschichten von Gastrednern wie dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden und Lady Gaga. Ihre Leidenschaft ist es, Räume zu schaffen, in denen sich Menschen sicher genug fühlen, um sich ohne Urteil und Stigmatisierung auszudrücken. Das macht „Ich habe einen Namen“ zu einer Pflichtlektüre für alle, die Unterstützung suchen oder sich über sexuelle Übergriffe informieren wollen.