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Jakob Stainer – Mythos und Wirklichkeit von Werner Zimmermann

by BuecherFuchs

Wenn es um berühmte Persönlichkeiten geht, sind ihre Lebensgeschichten oft in Mythen und Legenden verwoben, die ihre wahren Leistungen und Charaktereigenschaften verzerren. Dies ist insbesondere im Fall des Absamer Geigenbauers Jakob Stainer (ca. 1617 – 1683) der Fall, dessen beeindruckendes Vermächtnis im Laufe der Jahrhunderte von Fehlinformationen und falschen Darstellungen geprägt war. In seinem Buch „Jakob Stainer – Mythos und Wirklichkeit“ deckt der Autor Werner Zimmermann die tatsächlichen Fakten über Stainers Leben auf und wendet sich von den trivialen romantischen Erzählungen über Stainer ab, die unser Verständnis von ihm bis heute prägen.

Stainer galt als einer der größten Geigenbauer seiner Zeit und seine Instrumente erlangten durch die Jahrhunderte immer mehr Berühmtheit. Trotz seiner herausragenden Arbeit war das Leben Stainers selbst bisher eher unbekannt, und die wenigen Informationen, die im Umlauf waren, porträtierten ihn als einen grob wirkenden, cholerischen Mann, der mit der Kirche im Clinch lag und schließlich wahnsinnig wurde. Werner Zimmermann greift diese Vorstellung auf und widerlegt sie durch fundierte Recherchen und eine kontextuelle Analyse der politischen, kulturellen und künstlerischen Umgebung des 17. Jahrhunderts in Tirol.

Eine der Stärken von Zimmermanns Buch ist seine minutiöse Detailtreue und die Fähigkeit, die historische Wahrheit von Fiktion und romantischen Verklärungen zu trennen. Der Autor zeichnet ein klareres Bild Stainers – als ein gebildeter, künstlerisch begabter Mann, der nicht nur die Handwerkskunst des Geigenbaus beherrschte, sondern auch ein tiefgehendes Verständnis von Musik und ihrer Theorie besaß. Anhand von Stainer-Geigen, die heute noch existieren, kann man seine Fähigkeiten und Sorgfalt im Instrumentenbau nachvollziehen. Zimmermann diskutiert auch die Rolle der Kirche in Stainers Leben, wie sie sowohl als Kritiker als auch als Förderer auftrat, und beleuchtet die soziopolitischen Hintergründe, die die Arbeitsbedingungen und das Schicksal vieler Künstler der damaligen Zeit beeinflussten.

Der Autor bringt auch neue Erkenntnisse über Stainers Lebensumstände ans Licht und räumt damit gleichzeitig mit einigen weit verbreiteten Klischees über ihn auf. Stainer war kein Einzelgänger, sondern ein passionierter Familienmensch, der selbst in schwierigen Zeiten die Verantwortung für seine Familie wahrnahm. Seine belegte Finanznot war damals keine Seltenheit, sondern vielmehr Ausdruck der wirtschaftlichen Instabilität jener Zeit.

Werner Zimmermann, der Autor des Buches, ist selbst ein erfahrener Geigenbauer und Restaurator. Sein tiefes Verständnis vom Handwerk und der Musik ermöglicht es ihm, das Genie von Jakob Stainer aus der Perspektive eines Experten zu würdigen und dessen Werk in den historischen Kontext einzuordnen. Zimmermanns Kenntnisse und seine Leidenschaft für das Thema sind in diesem fesselnden Werk deutlich spürbar, und seine Untersuchungen tragen bedeutend dazu bei, das Bild Jakob Stainers neu zu zeichnen – eines im Handwerk herausragend begabten Menschen und nicht eines von tragischen Klischees geprägten Phantoms.

„Jakob Stainer – Mythos und Wirklichkeit“ von Werner Zimmermann bietet eine faszinierende Reise in das Leben und Werk eines der größten Geigenbauer aller Zeiten. Es ist ein Muss für jeden Musikliebhaber, Geigenbauer und Historiker, der sich für die Wahrheit hinter den verbreiteten Mythen über Stainer interessiert und ein tiefergehendes Verständnis über die Welt des Geigenbaus im 17. Jahrhundert erfahren möchte.

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