Home Biografien & Erinnerungen Licht und Schatten – Kinotagebuch 1929–1945 von Victor Klemperer

Licht und Schatten – Kinotagebuch 1929–1945 von Victor Klemperer

by BuecherFuchs

Die Welt des Films hat im Laufe der Jahrzehnte viele technische Neuerungen und Revolutionen erlebt. Eine der wichtigsten Veränderungen war sicherlich die Einführung des Tonfilms. So wie heute Kritiker und Filmliebhaber den Wandel von der analogen zur digitalen Filmtechnik erleben, empfanden viele Menschen in den späten 1920er und 1930er Jahren die Einführung des Tonfilms als etwas Aufregendes und Bahnbrechendes.

Einer dieser Menschen war Victor Klemperer. Der Name Klemperer mag einigen als Autor der berühmten Tagebücher bekannt sein, die während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland, insbesondere in den Jahren 1933–1945, verfasst wurden. Klemperer, der als Jude von den Nationalsozialisten verfolgt und unterdrückt wurde, schrieb in seinen Tagebüchern über sein tägliches Leben unter der nationalsozialistischen Diktatur und die Veränderungen, die sie seiner persönlichen Freiheit und der gesamten deutschen Gesellschaft auferlegte.

Doch in diesem Artikel soll ein anderes Werk von Victor Klemperer vorgestellt werden: „Licht und Schatten – Kinotagebuch 1929–1945“ ist eine bemerkenswerte Erstveröffentlichung der Kinobesuche von Klemperer zur Zeit der Tonfilm-Ära, die eindrucksvoll zeigt, wie sich die Faszination für das Kino auf das Leben der Menschen in dieser Zeit ausgewirkt hat. Klemperer ging nicht nur mehrmals pro Woche ins Kino, sondern notierte auch seine Gedanken über die Filme, die er sah, und über die Entwicklung des Mediums selbst.

Anfangs skeptisch gegenüber dem Tonfilm geht Klemperer bald eine regelrechte Filmleidenschaft ein. Er verfolgt die technischen Neuerungen und die Entwicklung des neuartigen Filmgenres aufmerksam und nimmt so einen wichtigen Platz in der Filmgeschichtsschreibung ein.

Eindrucksvoll schildert Klemperer in seinen Notizen, wie er zunächst von den technischen und darstellerischen Möglichkeiten des Tonfilms begeistert ist. Doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten beobachtet er, wie das Medium immer stärker vereinnahmt und politisch instrumentalisiert wird. Schließlich verbieten die Nazis ihm als „Nichtarier“ den Kinobesuch vollständig, wobei Klemperer dennoch heimlich seines großen Hobbys weiter nachgeht.

Das Werk zeigt eindrucksvoll, wie Filme auf unterdrückte und verfolgte Menschen wie Victor Klemperer eine Flucht aus der Realität bieten konnten. Gleichzeitig wird aber auch der Abgrund der nationalsozialistischen Diktatur und die Indoktrination durch die Propaganda, die immer stärker auch das Kino beherrschte, deutlich.

Klemperers „Licht und Schatten – Kinotagebuch 1929–1945“ zeigt also, dass die persönlichen Tagebücher von Victor Klemperer von großer Bedeutung sind – nicht nur für die Beschreibung der Schrecken, die er und andere während der Zeit des Nationalsozialismus erlebten, sondern auch, weil sie uns ein tieferes Verständnis von Victor Klemperers Charakter und seiner Leidenschaft für das Kino vermitteln.

Die Cinemathek sollte Filmfans und Historikern gleichermaßen zu denken geben, denn sie verdeutlicht, wie schnell ein einstmals geliebtes Hobby von politischen Umständen korrumpiert und zerstört werden kann. Victor Klemperer hat uns mit seinem „Licht und Schatten – Kinotagebuch 1929–1945“ ein Stück Zeitgeschichte hinterlassen, das uns noch heute berührt und fasziniert. Es zeigt uns aber auch, wie wichtig es ist, Freiheiten nicht als selbstverständlich zu betrachten und stets wachsam gegenüber politischen Entwicklungen zu sein.

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