Maria Sibylla Merian war eine ungewöhnliche Frau, die als Künstlerin mit ihren Bildern und ihren Forschungen Pionierarbeit in den Naturwissenschaften leistete. Von ihrer Leidenschaft für Raupen und deren Verwandlung in Schmetterlinge bis hin zu ihrer Reise in den tropischen Urwald von Südamerika ist ihr Leben voller Abenteuer und Entdeckungen. Barbara Beuys erzählt in ihrer Biografie „Maria Sibylla Merian: Künstlerin – Forscherin – Geschäftsfrau“ spannend und kenntnisreich vom Leben einer der bemerkenswertesten Frauen des 17. Jahrhunderts.
Merian wurde in Frankfurt in eine Familie von Künstlern geboren. Schon in früher Kindheit zeigte sie großes Interesse an der Natur und begann, Insekten zu sammeln und zu zeichnen. Im Alter von dreizehn Jahren malte sie ihr erstes Aquarell einer Seidenraupe und begann, sich intensiv mit der Metamorphose der Raupen zu beschäftigen. Sie nahm Malunterricht und erlernte die Fertigkeit, Insekten und Pflanzen naturgetreu darzustellen.
Im Alter von 18 Jahren heiratete sie den Maler Johann Andreas Graff und zog nach Nürnberg, wo sie drei Töchter bekam und sich in einem Kreis von Wissenschaftlern und Künstlern bewegte. Doch ihre Ehe war unglücklich, und nach fünfzehn Jahren entschied sich Merian für eine radikale Veränderung: Sie verließ ihren Mann und zog mit ihren Töchtern nach Amsterdam, um sich fortan als professionelle Künstlerin zu etablieren.
In Amsterdam gründete Merian ein Studio, wo sie zusammen mit ihren Töchtern Illustrationen von Pflanzen, Tieren und Insekten anfertigte. Dabei hatte sie nicht nur naturwissenschaftliche Interessen, sondern zeigte auch einen ausgeprägten Geschäftssinn: Sie erkannte das kommerzielle Potenzial ihrer Arbeit und verkaufte ihre Aquarelle und Kupferstiche an adelige Sammler in ganz Europa.
Merians größter Traum war es, die Metamorphose von Schmetterlingen in ihrer natürlichen Umgebung zu studieren und zu dokumentieren. 1699 reiste sie deshalb nach Surinam, einer niederländischen Kolonie in Südamerika, und lebte dort fünf Jahre lang. In Surinam sammelte sie Insekten, Pflanzen und Mineralien, beobachtete die Metamorphose von Raupen und beschrieb ihre Lebenszyklen in sehr präzisen Zeichnungen. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichte sie schließlich in dem Buch „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“, das bis heute als Meisterwerk der Insektenkunde gilt.
Barbara Beuys, geboren 1943, arbeitete nach ihrer Promotion in Geschichte als Redakteurin u. a. bei Stern, Merian und DIE ZEIT. Heute lebt sie als freie Autorin in Köln.