Max Weber ist einer der bedeutendsten deutschen Soziologen und Denker der Moderne. Sein Werk „Wirtschaft und Gesellschaft“ gilt bis heute als grundlegend für die Sozialwissenschaften, und seine Ideen haben Generationen von Politikern und Wissenschaftlern beeinflusst. So viel beachtet und rezipiert seine Schriften und Theorien wurden, so wenig ist über Max Weber selbst bekannt. Jürgen Kaube versucht in seiner Biographie „Max Weber – Ein Leben zwischen den Epochen“, die anlässlich des 150. Geburtstages von Weber erschienen ist, eine Annäherung an den Menschen hinter dem bedeutenden Werk.
Kaube zeichnet in seiner mitreißend geschriebenen Biographie das Portrait eines Mannes, der nicht nur zu den einflussreichsten Denkern seiner Zeit gehörte, sondern zugleich eine der schillerndsten, widersprüchlichsten Persönlichkeiten des deutschen Geisteslebens im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war: En getriebener Geist, der von seiner Arbeit besessen war und trotzdem kaum ein Buch vollendete. Sein Hauptwerk „Wirtschaft und Gesellschaft“ erschien erst posthum.
Die Biographie offenbart sowohl die Intensität, mit der Weber sich seiner Arbeit widmete, als auch die Widersprüchlichkeiten seiner Persönlichkeit, und zeigt, wie er sich zwischen Nationalismus und Amerikanisierung, Sozialismus und Kapitalismus, Tradition und Moderne bewegte. Als junger Mann befasste Weber sich mit den Werken von Machiavelli und Luther. Er war zeitweise glühender Nationalist und interessierte sich gleichzeitig für den American Way of Life. Weber litt an einer depressiven Neurasthenie und arbeitete stets am Rande der Erschöpfung. Kaube beleuchtet auch den Einfluss von Webers Familie auf dessen Werdegang. Sein Vater, ein besessener Jurist, prägte ihn früh und legte den Grundstein für seine spätere Karriere.
Jürgen Kaube vermag durch eine detaillierte Darstellung von Webers Leben und Werk nicht nur die Persönlichkeit dieses Ausnahmemenschen zu verdeutlichen, sondern auch ein faszinierendes Zeitbild der ersten großen Phase der Moderne zu zeichnen.
Jürgen Kaube, geboren 1962, ist Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dort zuständig für das Feuilleton. Kaube ist Autor mehrerer Bücher, die zu Bestsellern wurden. „Hegels Welt“ wurde mit dem Deutschen Sachbuchpreis als Sachbuch des Jahres 2021 ausgezeichnet.