„Mord, der viele Väter hatte“ von Manfred Höhne ist ein Tatsachenroman, der auf einer wahren Begebenheit basiert, die sich im Jahr 1987 in Boltenhagen, an der Ostsee der DDR zugetragen hat. Zwei verwandte Familien verbringen einen gemeinsamen Campingausflug, als plötzlich eine der Familien spurlos verschwindet. Nach einer langen und sorgfältig geplanten Vorbereitung gelingt ihr die Flucht aus der DDR. Der Schwager, der in die Fluchtpläne nicht eingeweiht war, wird von Mitarbeitern der Staatssicherheit verhaftet und unter Folter gezwungen, Aussagen zur Flucht seiner Verwandten zu machen.
Das Buch beleuchtet die Geschehnisse von verschiedenen Perspektiven aus. Detailliert wird beschrieben, wie die Staatssicherheit mit allen Mitteln versuchte, den angeblichen Mitwisser zur Aufklärung der Flucht zu zwingen. Höhne beschreibt die psychischen und physischen Foltermethoden, die angewandt wurden, um den Schwager zum Sprechen zu bringen. Dabei wird deutlich erkennbar, dass es den Staatssicherheitsleuten nicht um die Wahrheit, sondern um die Bestätigung ihrer Annahmen und Vermutungen ging.
Das Jahr 1989 bringt traurige Gewissheit über den Verbleib der Republikflüchtlinge. Sie wurden Opfer eines Verbrechens, das eben nicht nur einen Täter hat. Manfred Höhne macht deutlich, dass das menschenverachtende System der DDR sich nicht auf politische Gegner und Dissidenten beschränkte, sondern auch auf die eigenen Bürgerinnen und Bürger auswirkte. Dieses Buch zeigt auch, wie wichtig die Aufarbeitung der Vergangenheit ist, um zu verstehen, wie Verbrechen, wie dieses, geschehen konnten konnten.
Manfred Höhne, geboren 1934 in Halle (Saale), absolvierte ein Medizinstudium und arbeitete mehrere Jahre als praktischer Arzt. Er war als Schiffsarzt unterwegs in Ost- und Nordsee, Levante, Süd-Ostasien, sowie in Mittel- und Südamerika. Später war er als Hygieniker und praktischer Arzt war er in Naumburg tätig. Höhne schreibt Lyrik und Erzählungen.