Judith Hermann hat mit ihrem neuesten Buch „Wir hätten uns alles gesagt“ wieder einmal bewiesen, dass sie zu den großen Erzählerinnen unserer Zeit gehört. Die Geschichten, die sie erzählt, sind meisterhaft konstruiert und lassen tief in die menschliche Seele blicken.
In dem Buch geht es um eine Gruppe von Menschen, die in der Vergangenheit enge Freunde waren und sich nach Jahren wieder treffen. Jeder von ihnen trägt seine eigene Geschichte, seine Geheimnisse und Wunden mit sich, die im Laufe des Buches langsam ans Tageslicht kommen. Die Erzählungen wechseln dabei zwischen verschiedenen Perspektiven hin und her und sprechen somit viele unterschiedliche Erfahrungen und Emotionen an. Jede Geschichte bleibt dabei für sich genommen und fügt sich doch in ein größeres Bild ein. So entsteht eine Gesamtkomposition, die mit großer Tiefenschärfe die vielschichtigen Beziehungen zwischen den Charakteren beleuchtet. Hermann erzählt von Begegnungen, von Glücksmomenten und von den Abgründen menschlicher Beziehungen und den Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben.
Wir Menschen sind geprägt durch unsere Vergangenheit. In vielen Geschichten des Buches geht es um Erinnerungen an vergangene Zeiten und wie sie das Leben der Protagonisten bis heute beeinflussen. Dabei stellt sich auch die Frage nach der Verlässlichkeit von Erinnerungen. Wie viel Fiktion steckt in in ihnen und was bleibt am Ende als Wahrheit übrig?
Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Sie studierte Germanistik und begann nach dem Studium zu schreiben. Bereits ihr erstes Buch „Sommerhaus, später“ war ein großer Erfolg bei Publikum und Kritik. Für ihre Werke wurde Judith Hermann mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem mit dem Kleist-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis. Die Autorin lebt in Berlin.