Der erste Band von Mervyn Peakes „Gormenghast“-Reihe, „Der junge Titus“, entführt den Leser in eine fantastische Welt voller schillernder Figuren und einem Schauplatz, der so verwinkelt und skurril ist, dass man ihn sich kaum vorstellen kann. Gormenghast, das mächtige Schloss der Grafen Groan, spielt dabei eine zentrale Rolle.
Das Buch erzählt die Geschichte des jungen Titus Groan, Erbe des Schlosses und Gebieter über die unheimliche Welt von Gormenghast. Nachdem er nach seiner Geburt von seiner niederträchtigen Amme Keda entführt wird, wächst Titus als Fischerjunge in einer armseligen Hütte am Ufer eines Flusses auf. Doch als er nach Jahren zurückkehrt, um seinen Platz als Erbe von Gormenghast einzunehmen, findet er sich in einer Welt voller Intrigen, Machtspielchen und Geheimnisse wieder.
Der Autor schafft es, die Atmosphäre von Gormenghast und seinen Bewohnern so grell und furchterregend nahe zu bringen, dass man als Leser beinahe selbst Teil der Geschichte wird. Jede Szene wird mit einer unglaublichen Detailgenauigkeit ausgeleuchtet, so dass man sich die faszinierende Welt von Gormenghast wie eine lebendige Kulisse vorstellen kann.
Doch nicht nur der Schauplatz, sondern vor allem die Figuren in „Gormenghast – Der junge Titus“ sind es, die das Buch zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Von dem massigen Koch Swelter bis hin zur spinnenhaften Hausmeisterin Mrs. Flay sind alle Bewohner des Schlosses so unglaublich genau beschrieben, dass man sie beinahe berühren kann. Jede Figur hat ihre eigene Persönlichkeit und ihre speziellen Macken, die sie zu einem unverwechselbaren Bestandteil der Geschichte machen.
Dem Autor ist es dabei gelungen, die Mittelstandsallüren und Eigenheiten der Figuren so treffend und doch humorvoll zu beschreiben, dass man sich beim Lesen nicht nur gruselt, sondern auch schmunzeln muss.
Und so ist „Gormenghast – Der junge Titus“ nicht nur ein Fantasy-Roman für Liebhaber des Genres, sondern auch ein Werk voller Anspielungen und Kritik an unserer eigenen Gesellschaft. Denn die Bewohner von Gormenghast sind in gewisser Weise auch Abbilder unserer eigenen schrulligen und manchmal auch absurden Welt.
Mervyn Peake, der 1911 in China geboren und 1968 gestorben ist, war ein brittischer Schriftsteller und lebte ein bewegtes Leben als Künstler, Dichter und Schriftsteller. Seine „Gormenghast“-Reihe, die er in den 1950er Jahren schrieb, machte ihn zu einem der berühmtesten Fantasy-Autoren seiner Zeit und beeinflusst bis heute viele moderne Schriftsteller des Genres.
Peake, der selbst zeitlebens unter psychischen Erkrankungen litt, schuf mit „Gormenghast“ eine Welt, die so voller Schönheit und Grauen, Fantasie und Realismus ist, dass man sich ihr kaum entziehen kann. Sein zeitloses Meisterwerk ist nicht nur ein Fantasy-Reihe, sondern ein Werk voller Tiefe, Intelligenz und Feingeistigkeit, das auch Jahrzehnte nach seinem Erscheinen noch begeistert.
Insgesamt ist „Gormenghast – Der junge Titus“ ein faszinierendes Buch, das den Leser mit seiner fantastischen Welt und den unvergesslichen Figuren davon trägt. Wer sich für Fantasy-Literatur begeistern kann und sich gerne in fremde Welten entführen lässt, sollte die „Gormenghast“-Reihe auf keinen Fall verpassen!