In einer Welt, in der Mädchen und Frauen noch immer eingeschränkt sind in ihren Möglichkeiten und Freiheiten, erzählt der Roman „Das Mädchen Wadjda“ von Hayfa Al Mansour die Geschichte einer jungen Heldin, die sich gegen alle Widrigkeiten durchsetzt. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2016, ist das Buch nicht nur ein Appell für Gleichberechtigung, sondern auch ein inspirierendes Beispiel, das zeigt, wie man seine Träume trotz aller Hürden verwirklichen kann.
Wadjda, ein zehnjähriges Mädchen aus Riad, Saudi-Arabien, hat einen großen Traum: Sie möchte das grüne Fahrrad aus dem Laden um die Ecke besitzen. An sich ein harmloser Wunsch, doch in ihrem Land dürfen Mädchen nicht Fahrrad fahren. Doch Wadjda ist kein gewöhnliches Mädchen – sie ist ein kleiner Wildfang, der nichts unversucht lässt, sich diesen Traum zu erfüllen.
Und so beginnt Wadjdas Reise durch die Welt der klischeebehafteten Geschlechterrollen, die sie geschickt hinterfragt und aufbricht. Sie handelt beispielsweise mit selbstgefertigten Armbändern auf dem Schulhof, um das nötige Geld für das Fahrrad zusammenzubekommen. Als sie jedoch erwischt wird, ist sie gezwungen, sich eine andere Methode einfallen zu lassen. Auf Umwegen landet Wadjda schließlich beim Koranwettbewerb ihrer Schule, dessen Siegprämie tatsächlich das ersehnte Fahrrad finanzieren könnte.
Hayfa Al Mansour gelingt es in ihrem Buch, die Offenheit und Unbekümmertheit eines Kindes einzufangen und gleichzeitig tiefgründige und ernste Themen wie Geschlechterdiskriminierung, Frauenrechte und kulturelle Zugehörigkeit zu behandeln. Das Leben von Wadjda und ihrer Familie wird sehr realitätsnah beschrieben, sodass die Leser*innen sich in die Personen hineinversetzen und ihre Wünsche und Ängste nachempfinden können. Wadjda und ihre Mutter müssen sich immer wieder mit den strengen Regeln ihrer Gesellschaft auseinandersetzen, doch ihr Mut und ihre Beharrlichkeit werden am Ende belohnt.
Der Roman „Das Mädchen Wadjda“ ist nicht nur ein Plädoyer für das Aufbrechen von starren Geschlechterrollen und die Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen, sondern auch ein Mutmacher für alle Mädchen weltweit, die ihre Träume verwirklichen wollen. Die Botschaft von Wadjdas Geschichte ist klar: Zusammenhalt, Durchsetzungsvermögen und Mut können Berge versetzen.
Hayfa Al Mansour, die Autorin von „Das Mädchen Wadjda“, ist eine echte Pionierin: Sie gilt als die erste weibliche Filmregisseurin Saudi-Arabiens und sorgte bereits mit dem gleichnamigen Film für Aufsehen, der übrigens auch ihr Spielfilmdebüt ist und zudem als der erste in Saudi-Arabien gedrehte Kinofilm gilt. Genau wie ihre Protagonistin ist auch sie eine starke Persönlichkeit, die sich für Frauenrechte und Emanzipation in ihrer Heimat stark macht. Ihr erster Roman zeigt, dass Al Mansour nicht nur als Filmemacherin Talent besitzt, sondern auch als Schriftstellerin ein Zeichen setzen kann.
„Das Mädchen Wadjda“ ist eine berührende und lebensnahe Erzählung, die zum Nachdenken anregt und die Hoffnung nährt, dass Veränderungen in der Gesellschaft möglich sind, wenn man den Mut hat, für seine Träume und Ideale einzustehen. Abschließend sei auch die jugendgerechte Sprache des Buches hervorgehoben, die insbesondere junge Leser*innen ansprechen dürfte.