Felix Lee erzählt in seinem Buch „China, mein Vater und ich“ die Geschichte seines Vaters Wenpo Lee, der einer der Architekten des Volkswagen-Geschäfts in China während des Aufstiegs des Landes zur Wirtschaftsmacht war.
Das Buch folgt der Lebensgeschichte von Wenpo Lee, der in China geboren wurde, nach Taiwan floh und dort auf der Straße lebte, bis er von einem Lehrerehepaar aufgenommen wurde und schließlich zum Studium nach Deutschland kam.
Das Buch beginnt 1978, als Wenpo Lee vor dem Wolfsburger VW-Werk zum ersten Mal auf eine chinesische Delegation trifft. Zu diesem Zeitpunkt befand sich sein Heimatland noch im politischen Chaos, und die Wirtschaft hatte noch keine Anzeichen für ein nennenswertes Wachstum gezeigt. Daher fiel es ihm schwer zu verstehen, warum VW überhaupt Geschäfte mit China machen wollte. Nach reiflicher Überlegung beschloss er jedoch, sich der Herausforderung zu stellen, eine Brücke zwischen Ost und West zu schlagen. Im Laufe der Jahre reiste er regelmäßig nach China zurück, wo er seine Beziehungen zu den Verantwortlichen der chinesischen Automobilindustrie und zu wichtigen Regierungsvertretern vertiefte.
Wenpo Lees Erfahrungen während dieser Besuche geben einen Einblick in die Entwicklung Chinas von einer Agrargesellschaft zur wirtschaftlichen Supermacht. Felix Lee zeigt uns nicht nur, was auf diesen Reisen geschah, sondern erklärt auch sehr detailliert die chinesische Kultur und die Gebräuche, was den Lesern ein lebendiges Bild davon vermittelt, wie das Leben im heutigen China tatsächlich ist.
Felix verbindet in seiner Erzählung nahtlos Psychologie, Wirtschaft und Politik, was dieses Buch gleichzeitig informativ und unterhaltsam macht. Er ist in der Lage, komplexe Themen wie Handelsverhandlungen zwischen Ländern klar zu vermitteln und gleichzeitig mit Geschichten über seine Familie einen sehr persönlichen Zugang zu geben.
Das Besondere an diesem Buch ist, dass es nicht nur über den rasanten Aufstieg Chinas berichtet, sondern auch darüber, wie eine Familie maßgeblich zu dieser Erfolgsgeschichte beigetragen hat. Denn ohne die harte Arbeit von Wenpo Lee gäbe es heute keine Volkswagen-Präsenz in China, geschweige denn andere ausländische Investitionen oder Joint Ventures, die den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes in den letzten Jahrzehnten befeuert haben.
Felix Lee ist ein deutsch-chinesischer Journalist, der für verschiedene deutsche Medien arbeitete, darunter RBB und TAZ. Von 2012 bis 2019 war er Korrespondent der TAZ in Peking. Seit November 2022 arbeitet er für das digitale Medienhaus Table.Media. Er ist Autor der beiden Bücher „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“ und „Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie“.