Maylis de Kerangals Roman „Die Lebenden reparieren“ ist eine bewegende Hommage an das Leben und an die Organspende. Das Buch erzählt die Geschichte von Simon Limbres, einem sportbegeisterten Teenager, der bei einem Unfall in einem Krankenhaus in Le Havre ums Leben kommt. Doch Simons Geschichte endet nicht dort. Seine Eltern entscheiden sich, seine Organe zu spenden, und setzten damit eine Kette von Ereignissen in Gang, die das Leben von vielen Menschen verändern werden.
Es ist kein einfaches Buch, denn es geht um das Sterben, um den Tod und um das Leben danach. Es ist ein Buch, das berührt, das nachdenklich macht und das einen nicht loslässt. Maylis de Kerangal schildert die menschliche Tragödie, ohne dabei ins Kitschige oder Sentimentale abzugleiten. Vielmehr zeigt sie auf, wie sich der Tod eines Menschen in verschiedene Richtungen auswirken kann und wie sich durch eine Organspende das Leben von vielen Menschen retten lässt.
Die Autorin zeigt eine große Sensibilität im Umgang mit dem Thema Sterben und Tod. Sie beschreibt die Gedanken und Gefühle der betroffenen Menschen in einer einfühlsamen, fast zärtlichen Art und Weise. Dabei geht es nicht nur um Simons Familie, sondern auch um die Ärzte und Pflegekräfte, die um das Leben des jungen Mannes kämpfen, und um die Empfänger der Organe, die auf eine zweite Chance hoffen. Die Sprache des Buches ist poetisch und eindringlich. Maylis de Kerangal verwendet viele Metaphern und Bilder, die das Geschehen noch intensiver machen. Allerdings kann die ausufernde Sprache auch anstrengend sein, denn manchmal verliert sich die Autorin in ausführlichen Beschreibungen und Details.
Maylis de Kerangal ist eine renommierte französische Schriftstellerin, die im Jahr 2000 mit der Veröffentlichung von „Je marche sous un ciel de traîne“ ihr Debüt gab. Ihr Werk wurde auf der ganzen Welt gefeiert und für renommierte Literaturpreise wie den Prix Médicis und den Prix Femina nominiert. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war sie von 2004 bis 2008 Redakteurin bei Éditions du Baron Perché und engagierte sich in dieser Zeit auch für die Zeitschrift Inculte. Darüber hinaus setzte sie sich in Frankreich erfolgreich dafür ein, dass das Testament zur Organspende in der Schule thematisiert wird – der Roman wurde in Schulen gelesen und diskutiert. Auch im deutschsprachigen Raum fand das Buch viel Beachtung, und es wurde unter anderem mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Maylis de Kerangals Werk ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie Literatur gesellschaftliche Debatten anstoßen und sensibilisieren kann.
Insgesamt ist „Die Lebenden reparieren“ ein beeindruckendes Buch, das Mut macht und das Leben feiert. Es zeigt, wie wichtig es ist, Organe zu spenden, und wie viel Gutes dadurch bewirkt werden kann. Maylis de Kerangal ist mit diesem Roman ein Kunstwerk gelungen, das lange nachwirkt.