Donna Leons „Feine Freunde“ ist der neunte Teil der Commissario Brunetti-Reihe. Es spielt in Venedig und erzählt die Geschichte von Chefinspektor Brunetti, der in seiner eigenen Eigentumswohnung ein Problem mit der Baugenehmigung untersucht. Was als scheinbar alltäglicher Fall beginnt, entwickelt sich schnell zu einer unerwarteten Reise durch die Drogenszene der Stadt und die korrupte Welt des Wuchers.
Zu Beginn des Romans steckt Brunetti bereits mitten in seinen Ermittlungen. Bald entdeckt er, dass mehr ruchlose Kräfte im Spiel sind, als er zunächst vermutet. Auf seinem Weg durch die gefährliche Unterwelt ist er auf „Feine Freunde“ angewiesen, um sich über Wasser zu halten. Von alten Mafiosos bis hin zu Straßenschlägern sind alle involviert, und es liegt an Brunetti, ihre Geheimnisse aufzudecken, ohne auf ihre Drohungen und Bestechungen einzugehen.
Leon entwirft gekonnt eine spannungsgeladene Erzählung voller actionreicher Wendungen durch venezianische Gassen und Kanäle. Ihre Beschreibungen erwecken die Farben Venedigs und seiner Bewohner zum Leben; von den Straßenhändlern bis zu den Palazzi kann man sich fast vorstellen, während Brunettis Ermittlungen in die Vergangenheit versetzt zu werden. Einige Charaktere sind bereits aus früheren Büchern bekannt (z. B. Signorina Elettra), aber auch neue Figuren, die Brunetti auf seiner Reise begleiten, sorgen für eine weitere Ebene der Intrige.
Wie alle Romane von Donna Leon bietet auch „Feine Freunde“ eine unterhaltsame Lektüre und vertieft gleichzeitig die zugrunde liegenden Themen – in diesem Fall Korruption und Machtdynamik in der italienischen Gesellschaft -, die auch heute noch relevant sind. Der Autorin gelingt es, in dieser fesselnden Geschichte sowohl Schönheit als auch Dunkelheit einzufangen, was sie zu einer würdigen Ergänzung der gefeierten Commissario Brunetti-Reihe macht.
Donna Leon wurde in Montclair, New Jersey, geboren, lebt aber seit 1981 in Venedig, wo sie ausgiebig für ihre Bücher recherchiert, indem sie durch die Stadt spaziert oder sich mit Einheimischen bei einem Kaffee oder einem Essen in einer Trattoria unterhält. Sie hat nicht nur 30 Bücher über Commissario Guido Brunetti geschrieben, sondern auch zwei Sammlungen von Kurzgeschichten und zahlreiche Artikel für verschiedene Publikationen wie Corriere della Sera, La Repubblica Affari & amp; Finanza und viele andere veröffentlicht. Für ihre Arbeit hat sie zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter mehrere Ehrendoktorwürden von Universitäten in ganz Europa für ihren Beitrag zur Literatur sowie Unterstützung von Wohltätigkeitsorganisationen wie Amnesty International Italien aufgrund ihres Engagements für die Menschenrechte in der ganzen Welt.