Briefe 1952-2011
„Man steht sehr bequem zwischen allen Fronten: Briefe 1952-2011“ erhält eine umfangreiche Auswahl aus der vielfältigen Korrespondenz einer der bedeutendsten literarischen Stimmen des 20. Jahrhunderts, Christa Wolf. Wolf war eine ungemein aktive Briefeschreiberin, die sich nicht nur mit Freunden und Familie austauschte, sondern auch mit vielen ihrer Schriftstellerkollegen, Lektoren, Journalisten und Politikern. Von Briefen an Günter Grass und Max Frisch, bis hin zur Forderung an Joachim Gauck nach Einsicht in ihre Stasi-Akte wird deutlich, wie tief Wolfs Beziehungen zu verschiedenen Persönlichkeiten der deutschen Kultur und Politik waren.
Die Briefe legen Wolfs Gedanken über ihr eigenes Schreiben, die Gesellschaft und die Politik offen. Einer der bemerkenswertesten Aspekte dieser Briefsammlung besteht darin, zu sehen, wie Wolf sich im Laufe ihres Lebens durch die wechselnden Gezeiten von Politik und Kultur bewegt. Von ihren frühen Jahren in Ostdeutschland bis zur turbulenten Zeit der Wiedervereinigung und darüber hinaus, fängt Wolfs Schreiben auf sehr persönliche Weise den Zeitgeist ein. Ob in der Erörterung der Auswirkungen der Tschernobyl-Katastrophe oder in den Gedanken über die Folgen des Mauerfalls, in Wolfs Briefen wird die Komplexität der Geschichte spürbar, und wie sehr das Leben des Einzelnen von größeren Kräften geprägt wird.
Christa Wolf war eine Schriftstellerin und Intellektuelle, die mit ihren Romanen, Erzählungen und Essays sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland große Anerkennung fand. Ihr Werk berührte oft politische Themen, doch der sie stand der DDR- Regierung kritisch gegenüber. Wolfs komplexe Beziehung zu ihrem Heimatland – und zu den politischen Gegebenheiten der damaligen Zeit im Allgemeinen – wird in vielen der in diesem Buch enthaltenen Briefe deutlich. Durch die Korrespondenz erhalten wir Zugang zu einem einzigartig intimen Porträt einer der wichtigsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts.
Christa Wolf, geboren 1929 in Landsberg/Warthe (Gorzów Wielkopolski), lebte in Berlin und Woserin, Mecklenburg-Vorpommern. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen, darunter dem Georg-Büchner-Preis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Uwe-Johnson-Preis, ausgezeichnet. Sie verstarb am 1. Dezember 2011 in Berlin.