Mark Lanegan hätte der Jim Morrison unserer Zeit sein können. Mit einer unverwechselbaren Stimme und magnetischem Charisma fesselte er seine Zuhörer und seine Anhänger. Zusammen mit seiner Band, The Screaming Trees, zählte Lanegan zu einer der Topbands der Neunzigerjahre und eroberte die Herzen einer ganzen Generation von Grunge-Fans. Doch das Leben im Rampenlicht und die Unbeständigkeit des Rockstar-Daseins forderten ihren Tribut. Lanegans Autobiografie „Sing backwards and weep“ ist eine ungefilterte Aufarbeitung seines Lebens zwischen Erfolg und Absturz.
In seiner Autobiografie legt Lanegan schonungslos seine tiefsten Ängste, inneren Dämonen und persönlichen Abgründe offen. Dabei erzählt er von den musikalischen Erfolgen und der wachsenden Bekanntheit seiner Band, die in den 90er Jahren an die Spitze des Grunge-Hypes gelangte. Mark Lanegan und The Screaming Trees waren Teil der berühmten Seattle-Szene, in der auch Nirvana, Pearl Jam und Soundgarden ihre Wurzeln hatten.
Doch gleichzeitig mit dem Ruhm kamen dunkle Wolken auf. Lanegan ist erfrischend offen, wenn es um seine schweren Drogenprobleme geht, die ihn in die Obdachlosigkeit und in die Straßenkriminalität führten. Die Entwicklung von einem gefeierten Musiker zu einem vom Leben gezeichneten Süchtigen gehört zu den deprimierendsten und dennoch faszinierendsten Aspekten des Buches. Lanegan lässt nichts unversucht, um authentisch und wahrhaftig zu sein – auch wenn es bedeutet, sich selbst in schlechtem Licht darzustellen.
Auch auf persönlicher Ebene legt dieser autobiografische Rückblick eine erschütternde Tragik offen. Lanegan erlebte am eigenen Leib, wie viele seiner engen Freunde und Künstlerkollegen, wie etwa der legendäre Nirvana-Frontmann Kurt Cobain, tragisch und viel zu früh aus dem Leben scheiden mussten. Dieser emotionale Schmerz zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch.
Dennoch gelingt es Lanegan, den Leserinnen und Lesern nicht nur auf seiner Reise in die Abgründe des Rockstar-Daseins zu fesseln, sondern ihm auch seine Rückkehr auf die Bühne vor Augen zu führen. Nach einer harten Entziehungskur und einer achtsamen Auseinandersetzung mit sich selbst kehrte Lanegan zu seiner Musik zurück und war bis zu seinem Tod im Jahr 2022 außergewöhnlich produktiv.
Die Neuausgabe von „Sing backwards and weep“ erscheint unter seinem Originaltitel und gibt nun neuen Lserinnen und Lesern die Möglichkeit, die Lebensgeschichte dieses bemerkenswerten Musikers zu erleben. Das Buch nimmt den Leser mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt und zeigt die volle Bandbreite von Lanegans Leben – von den höchsten Höhen bis zu den tiefsten Tiefen.
Mark Lanegan wurde 1964 in Ellensburg, Washington, geboren. Er war der prominente Frontmann der 1984 gegründeten Band The Screaming Trees, die bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2000 zahlreiche Alben veröffentlichte. Neben seiner Arbeit mit The Screaming Trees war Lanegan auch als Solokünstler erfolgreich und veröffentlichte mehrere Soloalben, darunter das hochgelobte „Whiskey for the Holy Ghost“ (1994). Zudem arbeitete er unter anderem mit Künstlern wie Queens of the Stone Age und Isobel Campbell zusammen. Trotz seiner langen und erfolgreichen Musikerkarriere kämpfte Lanegan während seines Lebens immer wieder mit Drogensucht und persönlichen Schwierigkeiten. Seine Autobiografie dient als verzweifeltes und eindringliches Zeugnis eines Lebens, das von seinen Dämonen gezeichnet wurde.