Kai Meyers Roman „Das zweite Gesicht“ entführt den Leser in eine Welt voller Schatten und Schrecken. Die Geschichte spielt im Berlin der Zwanziger Jahre und dreht sich um die Schauspielerin Chiara Mondschein, die nach dem Tod ihrer Schwester Jula deren letzte Rolle übernimmt. Doch schon bald muss sie feststellen, dass nicht nur auf der Leinwand, sondern auch in der Realität schaurige Dinge vor sich gehen. Spukgestalten, Doppelgänger und Geisterglauben sind an der Tagesordnung, und das Grauen nimmt immer mehr zu.
Meyer versteht es meisterhaft, eine düstere Atmosphäre zu schaffen, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Mit beeindruckendem Detailreichtum beschreibt er das Berlin der Zwanziger Jahre und lässt die Leser die Zeit und die Menschen förmlich spüren. Dabei gelingt ihm auch der Spagat zwischen Fiktion und Realität, denn obwohl die Geschichte reine Fiktion ist, wirkt sie doch so authentisch, dass man glaubt, mittendrin zu sein.
Die Protagonistin Chiara Mondschein ist eine faszinierende Figur, deren Charakter sich im Laufe der Geschichte immer weiter entfaltet. Sie ist wie eine Lichtgestalt in einer Welt voller Dunkelheit und Schrecken, und doch ist sie auch verletzlich und menschlich. Meyer versteht es, Chiara so lebendig zu gestalten, dass man sie förmlich vor sich sieht und mit ihr mitfühlt.
Doch nicht nur die Figuren und die Atmosphäre sind beeindruckend, auch die Handlung ist packend und überraschend. Immer wieder gibt es Wendungen und Enthüllungen, die den Leser in Atem halten. Besonders faszinierend ist der Einblick in die Filmwelt der Zwanziger Jahre, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Meyer beschreibt die Stummfilmtechnik und die Tricks, die verwendet wurden, um die Zuschauer zu beeindrucken, mit großer Leidenschaft, sodass man das Gefühl hat, selbst einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Kai Meyer ist ein Autor, der sich bereits mit zahlreichen Romanen, wie zum Beispiel „Die Geisterseher“ und „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ einen Namen gemacht hat. Doch auch in diesem Buch beweist er einmal mehr, dass er ein Ausnahmetalent ist. Seine Sprache ist bildhaft und poetisch, und er versteht es, den Leser in eine andere Welt zu entführen. Dabei spielt er mit verschiedenen Stilmitteln und lässt immer wieder kleine Anspielungen auf andere Werke einfließen, was dem Buch eine zusätzliche Ebene gibt.
Er wurde 1969 in Lübeck geboren und ist ein deutschsprachiger Autor, der vor allem im Bereich der Fantasy- und Science Fiction-Literatur aktiv ist. Er hat bereits mehr als 50 Bücher veröffentlicht, darunter viele Jugendromane, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Meyer lebt in der Nähe von Berlin und gilt als einer der erfolgreichsten Autoren seiner Generation. In „Das zweite Gesicht“ zeigt er erneut sein großes Talent und seine Vielseitigkeit als Schriftsteller.
Insgesamt ist „Das zweite Gesicht“ ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Es ist ein Gruseltrip durch die Filmwelt der Zwanziger Jahre, der sich zwischen Realität und Fiktion bewegt und den Leser in seinen Bann zieht und bis zum End fesselt. Wer auf der Suche nach einem spannenden und atmosphärischen Buch ist, sollte hier unbedingt zugreifen!